SIFNOS - WO IST KATAVATI? JUNI 2022

Hat vielleicht jemand eine Idee, wie man vom Fähranleger in Kamares am frühen Abend so um 18:30 Uhr mit dem Bus nach Katavati auf Sifnos kommt? Ich jedenfalls nicht. Allerdings hatten wir dort oben eine schöne Unterkunft gebucht und vorher angefragt, ob sie uns einen Transfer organisieren könnten. Konnten sie aber leider nicht. Antonia teilte mir lediglich mit, dass es in Kamares einen Schulbus und eine Bushaltestelle gäbe. Sie würde zu der von mir angegebenen Zeit so um sieben Uhr in der Unterkunft auf uns warten, ihr Haus läge in der Nähe der Kirche Ag. Georgios. Na super!
Aber bitte, welcher Bus fährt jetzt von Kamares nach Katavati? Der, welcher nach Apollonia und anschließend nach Plati Gialos weiterfährt, oder der nach Vathi? Und überhaupt, laut Busfahrplan im Internet geht der Bus nach Vathi am Abend überhaupt nicht mehr, und Richtung Plati Gialos erst um 20:30 h. Aus Erfahrung weiß ich, dass es in Kamares nicht ganz leicht ist, bei Ankunft einer Fähre ein Taxi zu bekommen, es gibt halt zu wenige. Und mit dem Bus bis nach Apollonia und von da weiter mit dem Taxi ins 1,2 km entfernte Katavati hielt ich auch für keine gute Idee, denn welcher Taxifahrer nimmt einen schon für diese kurze Strecke mit? Ich sah es schon deutlich vor mir, dieses Bild, wo der Taxifahrer ungläubig einfach den Berg hoch zeigt, und rät: Zu Fuß hier hoch, zehn Minuten… ist ja nicht weit…und das mit Gepäck und ohne konkrete Adresse.
Also hatte ich versucht, uns schon von Folegandros aus ein Taxi zu reservieren, sämtliche Taxi Rufnummern gibt es ja leicht im Netz zu finden. Doch dieser Telefon-Marathon verlief leider erfolglos, kein Taxifahrer war bereit, uns zu fahren, bzw. alle hatten schon irgendwie irgendwo eine Reservierung. Also die letzte Chance: Ein Mietwagen musste her. Jedoch auch hier, alle antelefonierten Autovermieter waren ausgebucht, nichts ging mehr, bis auf einen, RaC Rent a Car, er hätte noch einen großen, für 60 Euro den Tag. Ich solle aber am nächsten Tag – dem Tag der Anreise -  nochmals anrufen, ob er nicht noch etwas Günstigeres hätte. O.K., aus purer Not sagte ich schon mal den teuren Wagen zu, rief aber nochmal an. Und ja, er hätte noch einen kleinen Wagen, für nur 40 Euro. Gut, gebucht. Jedenfalls telefonisch. Leider habe ich dieses Telefonat nicht aufgezeichnet, denn als wir endlich in seinem Büro standen, wollte er von den 40 Euro nichts mehr wissen, 50 Euro hätte er gesagt, und das für einen alten Nissan Micra mit etlichen Macken in der Karosserie. Nach dem Motto „Friss oder stirb“ mussten wir schließlich in den sauren Apfel beißen – nachdem wir unsere Koffer am Hafen an den zwei einsam wartenden vorbestellten Taxen vorbei gezogen hatten und ein Bus sowieso nicht in Sicht war.
Zum Glück gibt es ja Google Maps und Geo-Daten, und los geht es in den schönen Ortsteil Katavati, oberhalb von Apollonia gelegen. Allerdings ist auf Google Maps noch nicht ersichtlich, wie breit die jeweiligen Straßen und Wege sind, und die Straßen von Katavati sind eher schmal als breit, und außerdem versagt das Internet dort oben in den schmalen Gassen. So bleiben wir sprichwörtlich vor der Ortskirche stecken, blockieren den Weg und machen uns zu Fuß weiter auf den Weg, beginnend die mittlerweile neugierig gewordenen Anwohner nach Antonia zu fragen. Leider war ich noch so in der deutschen Aussprache von Antónia verhaftet, dass mich die Leute nicht verstanden und nicht weiter helfen konnten, bis jemand auf die Idee kam, es könnte sich ja um Antonía handeln, wohlgemerkt mit Betonung auf dem i, so dass darauf hin schnell die Person und die Adresse gefunden wurde. Das Auto habe ich dann rückwärts rausgefahren und auf dem Parkplatz am Ortseingang geparkt. Gerade noch rechtzeitig zum Sonnenuntergang.  

Die Unterkunft gefällt uns gut, eine tolle Lage mit Aussicht über Apollonia, nach Artemonas bis zu den Windmühlen von Agia Anna am Horizont, und rechts grüßt sogar die Ägäis.

Ein Treppenweg führt von Katavati, neben der Schule beginnend, bis hinunter in die „Fressmeile“ von Apollonia. Es geht an der großen Kirche Agios Spirídonas vorbei - ein Blick hinein lohnt sich. Wir befinden uns jetzt auf der Hauptgasse „Odos Stylianou Prokou“, auch laut MM-Reiseführer „To Steno“ genannt, deren Name nicht einmal Google-Maps kennt. Ein kurzer Gang durch den Ort zeigt uns, der Treppenweg endet erstmal am Hauptplatz von Apollonia, der Platia Heroon, die sich anfühlt wie ein abendliches Sammelbecken der Ausgehgesellschaft, man trifft sich hier, wartet auf Taxi oder Bus, setzt sich geduldig ins alte Kafenion Lakis und beobachtet das Treiben.

Von hier kommen wir in das touristische Zentrum von Apollonia, mit etlichen Restaurants, Boutiquen und Bars. Wir kehren nicht in das oft hochgelobte und völlig überfüllte Drakakis ein, sondern gehen ein paar Schritte weiter ins To Koutoúki tou Apostóli, das uns dieses Mal mit seiner Dachterrasse anlockt, und das wir sonst immer als Touristenfalle in Verdacht hatten. Aber – oh Wunder – auf der  Dachterrasse ist noch Platz, das Essen ausgezeichnet und die Preise absolut im Rahmen. Die nachbestellten Getränke werden beim Bezahlen nicht einmal auf der Rechnung aufgeführt, und unser Hinweis hierauf wird einfach abgetan, es sei schon so in Ordnung. Efcharisto vielmals. Wir kommen wieder.

Am nächsten Morgen weckt uns die aufgehende Sonne, der Wind hat den Dunst verscheucht, wir schauen uns in unserem Ferienort Katavati einmal genauer um, schlendern durch die Gassen, kaufen im nahe gelegenen Minimarkt fürs Frühstück ein. Ja, die Gassen sind in der Tat sehr eng, die Kirche jedoch sehr gepflegt und größer als gedacht, einige Ferienunterkünfte fallen uns rund um die Kirche durch ihre gepflegten Gärten auf, es gibt sogar ein kleines Hotel "Galini", das gerade von einer Hochzeitsgesellschaft belegt wird, und falls mal jemand mit Beton etwas bauen möchte, muss halt vom großen Betonmischer umgeladen werden, in ein gassentaugliches Spielzeug-Kettenfahrzeug. Hat irgendwie etwas von einem Spielzeugbetonmischer.

Wir fahren hinunter nach Kamares, statten dem Töpfer Adonis einen Besuch ab, nicht ohne sein Töpfer-Telefon zu fotografieren, fragen ihn nach seinem Markenzeichen, dem alten BMW Motorrad – es stehe in der Garage – und stöbern in seinen bemerkenswerten Töpfereiauslagen, alles so schön bunt hier, obwohl, zur Zeit geht es wohl um einen Großauftrag von Aschenbechern, für wen auch immer. Ja, Töpfer gibt es reichlich auf Sifnos, und auch bei unseren weiteren Streifzügen kommen wir immer wieder an den Werkstücken von Töpfereien vorbei.

Der Strand von Kamares ist gut besucht, bestückt mit etlichen Liegen und Sonnenschirmen, die Mittagszeit ist nicht gerade unsere Badezeit, widmen uns daher der kleinen Kirche am anderen Ende des Strandes zu, der Agia Marina und haben einen wunderbaren Blick über den Strand und den Ort, der uns fast ein wenig an den Strand von Aigiali auf Amorgos erinnert. Das erfrischende Bad muss bis zum späten Nachmittag warten.

Abends steigen wir vom Platz Heroon aus den Treppenweg weiter hinauf mit allerlei Katzenbegegnungen in Richtung Artemonas, und sehen so auf Katavati und unsere Unterkunft von der anderen Seite.  Die engen Naturstein-gesäumten Gassen in Artemonas rund um das Perivoli, Mosaiko und Margaritas Taverne sind immer wieder einen Besuch wert. Hier geht es noch etwas beschaulicher zu als in Kamares oder Apollonia, die Küche ist jeweils fantastisch, fast wie zu Hause, es fehlt nur vom Balkon der Blick noch auf den Dom.

Ja, Sifnos bietet vielfältige Möglichkeiten für Ausflüge, auch wenn man keine großen Wanderungen machen kann oder will. Aber ein Besuch in Faros mit einem Gang von dort zum Apokofto Strand mit Blick auf die Kloster Timios Stavros und Panagia Chrisopigi darf natürlich nicht fehlen.

Oder es geht völlig unangestrengt von den Windmühlen bei Agia Anna ein Stück den Balkonwanderweg Nr. 8 entlang Richtung Agios Sostis, mit herrlichen Ausblicken auf Despotiko und Antiparos, hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein.

Vathi jedoch kann mittlerweile wohl auch mit dem Helikopter angeflogen werden, und in der Bucht ankern  Autos mit integrierter Wasserrutsche als Tretboote.
Und, um Plati Gialos nicht ganz zu vergessen, der Ausblick von der Terrasse des Klosters der Panagia tou Vounou reicht uns für diesen Ort völlig aus.

Also, Sifnos hat viel zu bieten. Nicht alles konnten wir dieses Mal abklappern, aber ein guter Eindruck bleibt zurück, und die Gewissheit, dass es auch hier mit dem Tourismus nach der Pandemie aufwärts geht. Der gut gefüllte Seajet Richtung Piräus zeigt es. Über das obligatorische Tragen einer Mund-Nasen Abdeckung zu Coronazeiten sollten manche allerdings nochmal nachdenken.

RICHIS KYKLADENFIEBER