Eigentlich hatten wir einen mehrtägigen Aufenthalt auf Thirassia geplant, der letzten Kykladeninsel, die wir noch nie besucht hatten. Von Folégandros aus wollten wir sie anfahren, aber der Wind machte einen Strich durch unsere Rechnung, die Fähre wurde gecancelt. Also ging es erstmal nach Santorin, Oia. Von Oia nach Thirassia zu kommen war scheinbar ganz einfach, wie uns die nette Dame aus der „Tourist Information“ am Busplatz in Oia sagte. Um 12:15 Uhr kommt täglich ein kleiner weißer Bus hier auf den Platz, der die Passagiere zum Hafen Ammoudi hinunter bringt, wo ein Schiff nach Thirassia wartet. Die Rückfahrt ist dann um 16:00 Uhr. Na, dann mal los. Ein mehrtägiger Aufenthalt auf Thirassia kommt für uns wegen des stetig zunehmenden Windes nicht mehr in Betracht, die Zeit drängt und Hetze wollen wir vermeiden. Also steigen wir gemeinsam mit fünf älteren griechischen Herrschaften in den weißen Transit, der uns hinunter zum Hafen von Oia bringt. Bezahlen brauchen wir für die Fahrt nichts, offensichtlich handelt es sich um einen Gemeindebus, der die Anbindung der Bevölkerung an Thirassia fördern soll.
Für Touristen ist er wohl eher nicht gedacht. Aber wir werden geduldet. Auch die Fahrt mit dem Boot, der „Thirassia“, die in zwanzig Minuten die Strecke von Ammoudi nach Riva, dem großen Hafen von Thirassia zurücklegt, um dann weiter nach Korfos zu fahren, kostet uns nichts, es werden keine Tickets verkauft, lediglich ein kleines Trinkgeld wird erwartet. Es schaukelt ganz schön, der Wind hat heute noch nicht wirklich nachgelassen, und wir steigen lieber schon in Riva aus, auch um zu checken, wie wir mit dem Gepäck hoch in den Hauptort nach Manolas gekommen wären.
Riva macht einen ziemlich erbärmlichen Eindruck, hier ist der Hund (fast) begraben. Ein Bus oder Taxi ist nicht in Sicht, doch plötzlich denkst du, es kommt der Papst. Ein Pickup mit fast
gläsernem Aufbau nähert sich, der Fahrer öffnet die Ladefläche und fordert uns auf, einzusteigen. Wir haben keine Wahl. „Papamobil“ kommt es mir spontan in den Sinn,
vom Gefühl her ein Zwischending zwischen weißem Leichenwagen und Tiertransporter, Haltegriffe Fehlanzeige, aber PVC-Belag.
Nikos ist jedenfalls ganz stolz. Er und sein Kollege haben sich offensichtlich zwei dieser Dinger bauen lassen und kassieren von jedem Passagier zwei Euro für die Fahrt nach oben, sie stehen bei
jeder Fährankunft in Riva parat. Natürlich wird von den Mitreisenden über die zwei Euro gemecket, aber Nikos meint, es wären schließlich sechs Kilometer, und immer bergauf. Gut, dann mal los. Wir
fahren durch Potamos, aha, er wählt den weiteren Weg, wohl um zu zeigen, wie weitläufig es hier ist.
Der Ort Manolas haut mich nicht vom Sockel, aber das ist wohl das Schicksal aller Tagestouristen, die wahre Schönheit bleibt erst einmal verborgen. Ein kurzer Gang durch das Dorf, alles ist wie
vermutet. Das Hotel "CavoMare" ist eine Ruine mit leerem Pool davor, die Häuser haben nicht den Chic wie auf dem gegenüber liegenden Santorin, aber es gibt einen Geldautomaten und das Restaurant
Panorama hat als einziges Restaurant geöffnet, es gibt leckere Moussaka und kühles Mythos Bier.
Hier erkundigen wir uns auch nach möglichen Unterkünften, der Wirt drückt uns ein Reklameblatt in die Hand. Jimmy´s am Ende der Straße hat anscheinend geöffnet und ist die einzige Unterkunft vor Ort. Das schauen wir uns von außen an, wirklich prickelnd ist es nicht. Und wer den Film "Kleine Verbrechen" im Kino gesehen hat, der ja hier auf Thirassia gedreht wurde, der erinnert sich vielleicht an die Gefängnisszene, Jimmy´s Rooms "Zacharo" mussten dafür als Location herhalten.
Der Weg führt uns noch ein Stück weiter zur Kirche Agios Charalambos, von wo wir einen herrlichen Ausblick über Manolas und die Caldera genießen.
Dann ist die Zeit auch schon vorbei, wir hatten uns wieder mit Nikos verabredet, eigentlich hätten wir die paar Stufen ja auch hinunter nach Korfos machen können, aber die Schunkelei auf der „Thirassia“ von Korfos nach Riva wollten wir uns ersparen. So fahren wir mit Nikos – diesmal den kurzen Weg direkt die Schotterpiste hinunter, es sind nur fünf Minuten - und warten geduldig in Riva, doch wer nicht kommt ist die „Thirassia“. Nach ca. einer Stunde werde ich etwas ungeduldig, aber plötzlich taucht die „Nissos Thirassia“ auf, die als Fähre vom Santoriner Hafen Athinios nach Riva hin und her pendelt. Jedoch habe ich die Rechnung ohne den Kapitän gemacht, der Zutritt auf die Fähre wird uns verwehrt, nur Einheimische dürfen sie betreten.
„Nix für Touristen“ wird uns deutlich signalisiert, „Touristes next Boot“. Offenbar zeigt sich die Besatzung solidarisch und will der kleinen „Thirassia“ die Passagiere nicht vor der Nase weg schnappen. Unhöflichkeit, die ihren Sinn hat. Nun gut, nach einer weiteren Viertelstunde kommt sie endlich angeschaukelt, und wir verlassen den Ort unserer Sehnsucht. Haken dran und gut ist.