SIKINOS - ABEND IN CHORA, JUNI 2014

Es gibt Dinge auf Sikinos, die erledigt man am besten am Abend, denn nur dann kann man auch den Sonnenuntergang genießen, was ja praktisch mittags nur sehr selten möglich ist. Dazu gehört auch ein Besuch des verlassenen Kloster Zoodochou Pigi, den wir uns für heute vorgenommen haben. Aber der Tag ist lang, und so machen wir einen Streifzug um Alopronia und umzu, da wir ja gestern nicht die große Inseldurchquerung zurück vom Heroon nach Alopronia gewagt haben. Obwohl auf der Karte der Weg kürzer zu sein scheint als über Chora. Aber so hat man noch etwas fürs nächste Mal vor. Die Gegend südwestlich des Hafenortes ist sehr reizvoll, Getreidefelder in einem terrassierten Gelände, das sanft zur Küste hin abfällt.

So schroff, wie die Insel von der Fähre aus wirkt, ist sie wirklich nicht. Ein Fahrweg schlängelt sich durch das Gelände, Thymian und Kapern blühen am Wegesrand. Es ist schon gut erreichbar, und so wird es wohl mehr und mehr ein beliebtes Gebiet für die Errichtung von Ferienhäusern werden, die jetzt schon vereinzelt vorzufinden sind. Die nächste Bademöglichkeit gibt es zwar erst, wenn man den Weg weiter geht bis zur Agios Panteleimonas. Wir jedoch entscheiden uns heute für die Dialiskari Bucht, nordöstlich vom Hafen, die auf einem Fahrweg von der Pension Kamares aus in ca. 45 Min. zu Fuß leicht erreichbar ist, und die in bedeutenden Reiseführern immer noch fälschlicher Weise mit Nikolaos Bucht bezeichnet wird, weil dort die Nikolaos Kapelle steht, zu der es immer noch keinen durchgehenden Pfad gäbe und die nur mühsam erreichbar wäre. Zum Glück ist es anders. Wir genießen von dem Weg aus einen wunderbaren Blick auf den Hafenort, das Meer mit seiner Aqua Spirit, die von Ios kommt, und es wundert uns nicht, dass wir an der einsamen Badebucht niemanden antreffen, wir sie mal wieder ganz für uns alleine haben. Zwar ist Sikinos keine reine Badeinsel, nicht mit anderen Kykladen vergleichbar, aber einige schöne Strände gibt es schon, und die Badeboote fahren sie im Sommer auch regelmäßig an. So ist die Insel insbesondere bei griechischen Urlaubern mittlerweile sehr beliebt, allerdings nur im Juli und August.

Es vergehen die Tage auf dieser ruhigen Insel kurzweiliger als gedacht, und schon starten wir mit dem grünen VW-Inselbus im Abendlicht zur Chora, wo von Chorio aus gesehen das Kloster oben in der Abendsonne glänzt.

Wir gehen hinüber nach Chora, sanft schlängelt sich der Weg durch das bilderbuchmäßige Kykladendorf mit seiner typischen Architektur.

Von hier aus haben wir einen wunderbaren Blick zurück auf Chorio.

Die Aussicht im Abendlicht ist atemberaubend, hier sind wir dem Himmel der Ägäis schon ein ganzes Stück näher.

Der Weg führt direkt zur Klostertür des verlassenen Wehrklosters Zoodochou Pigi, das für uns natürlich wieder verschlossen ist. Nur im Sommer ist es offenbar ab 18 Uhr für Besucher geöffnet. Trotzdem lohnt sich der Weg allemal, Fotomotive gibt es reichlich.
Vielleicht sollte man mit dem Ausdruck "ein magischer Ort" nicht so inflationär umgehen, aber hier trifft er zu.

Wir lassen den Abend im Restaurant Kapari in Chora ausklingen, bei grünem Salat und Schweinesteak in Rotweinsauce. Sollen die anderen sich doch am All-Inclusive-Buffet vergnügen. Wir jedenfalls haben das Gefühl, für uns die richtige Wahl getroffen zu haben. Zu spät darf es aber nicht werden, der letzte Bus hinunter wird nicht auf uns warten, und morgen ist Abreisetag. Adio Sikinos, adio Tasos. Es war eine gute Zeit.

RICHIS KYKLADENFIEBER