Das Wetter ist perfekt, ein wolkenloser Kodacolor-Himmel über der Ägäis empfängt uns bei unserer Überfahrt von Naxos nach Santorini mit der BlueStar Delos. Die Fahrt durch die Caldera an Oia und dem kleinen Hafen Ammoudi vorbei ist immer wieder spektakulär, und vor Fira sind auch die ersten Kreuzfahrtschiffe schon wieder unterwegs.
Obwohl, Corona ist immer noch allgegenwärtig, jetzt Ende Juni 2021, auch auf den Kykladen. Eine Übernachtung auf Santorini liegt noch vor uns, um am nächsten Morgen unseren Rückflug nach Köln anzutreten. Nur eine Nacht. Und weil wir bis jetzt erst einmal geimpft sind, haben wir schon vor unserer Abfahrt von Naxos beim Labor „Diagnostiki Naxou“ einen PCR-Test machen lassen, denn die Zeit auf Santorini erschien uns zu knapp, noch ein passendes Labor zu finden, bei dem es keine Wartezeiten gibt.
Taxifahrten auf Santorini können teuer werden, und Taxis sind knapp. Wenn man am Abfahrtsmorgen eins braucht, ist es oft reine Nervensache, eins zu bekommen, das dann noch den Weg zum Flughafen
oder Hafen rechtzeitig findet. Das jedenfalls ist meine Erfahrung von etlichen Santorini Besuchen. Und eine Busfahrt zu Coronazeiten kommt für uns nicht in Frage. Also fiel die Wahl der
Unterkunft in erster Linie auf eine Pension, die auch den Transfer vom Hafen und zum Flughafen anbietet. Natürlich sollte das nicht kostenlos sein, aber eben möglich.
Eine erfahrene Santorini Besucherin empfahl uns ein Hotel in Karterados, welches zu unserer Zeit leider ausgebucht war, und so wählten wir die ebenfalls empfohlene Villa Firostefani, betrieben
von Adonis und Evangelia, einem älteren Paar, wir hatten uns das Haus bei einem früheren Aufenthalt bereits angeschaut. Die Korrespondenz war sehr angenehm, die Transfers gebucht, je 20 Euro vom
Hafen und morgen zum Airport, alles klar.
Es ist schon etwas mehr los im Hafen Athinios als zu Beginn unserer Reise Ende Mai, die Saison hat begonnen und Adonis erwartet uns in einem Pulk von Abholern, das Schild mit „Villa Firostefani“
hoch haltend, alles klar. Wir beeilen uns, wollen vor der zu erwartenden riesengroßen Autoschlange die Serpentinenstraße hochfahren, jedoch hat ein LKW den Kleinbus von Adoni zugeparkt, und so
müssen wir leider warten bis der LKW-Fahrer uns gnädig in die quälende Autoschlange entlässt. Der einzige Vorteil des Stop-and-go-Verkehrs ist, dass wir bei den Stopps Zeit für ein paar Fotos aus
dem Autofenster haben. Der Blick von oben auf den Hafen und die Calderainseln Nea Kameni, Palia Kameni und Thirassia ist doch lohnend. Die Zu- und Abfahrt zum Hafen wird mit zunehmendem Tourismus
allerdings immer mehr zur Katastrophe, wie Adonis leidvoll berichtet. Daher sei seit langem ein neuer Hafen geplant, er soll an der Ostküste in Flughafennähe bei Monolithos liegen, aber die
Umsetzung kann noch Jahre dauern.
Die Villa Firostefani liegt sehr zentral im Ortsteil Firostefani an der alten Hauptstraße, daher hatte ich vorsichtshalber um ein ruhiges Zimmer nach hinten raus gebeten, wo schon mal die Maultiere in Kolonne vorbeigeführt werden. Jedoch ist vorne der Verkehr mit Quads, Mopeds und LKW so laut, dass ich mich schon auf eine laute unruhige Nacht einstelle, und ich soll nicht enttäuscht werden!
Dennoch ist die Lage sehr gut, der Calderablick und der Panoramaweg direkt um die Ecke, die Postkartenmotive liegen uns zu Füßen. Was auffällt sind die vielen Pools oder Whirlpools vor den Hotels, und man sollte sich nicht wundern, wenn man so etwas bucht, eine Privatsphäre gibt es hier sicher nicht. Wir machen uns auf die Suche nach einem Sundowner-Bier, das aber hier nicht so leicht zu bekommen ist, die Restaurants mit Aussicht wiegeln ab, „Sorry, nur Menü“, aber in der „Mama Thira Tavern“ werden wir fündig, der gesprächige Wirt Christos gewährt uns gnädig ein kleines Mythos zu einem saftigen Preis, eine Tischreservierung für heute Abend lehnt er aber vehement ab, warum werden wir später erfahren. So begnügen wir uns mit einer kleinen Fotosession und suchen später die oft gelobte fast leere „Taverna Simos“ auf, die an der Hauptstraße fast direkt neben der Villa Firostefani liegt und uns die EM-Spiel Niederlage Deutschland – England beschert. Kein Wunder für ein 0:2, wenn schon auf der Bierflasche der Sieger vorhergesagt wird. Jedenfalls ist die Taverne sehr zu empfehlen, bei für Santorini unüblich fairen Preisen.
Der Abendspaziergang führt uns noch einmal an der Caldera entlang, und jetzt wissen wir, aus welchem Grund eine Tischreservierung bei der „Mama Thira Taverna“ nicht möglich war, alles proppenvoll. Souvlaki mit Calderablick ist eben sehr beliebt, und gar nicht mal so billig.
Die Nacht ist – wie erwartet – höllisch laut, und die Unterkunft kann ich nur Jemandem empfehlen, der bei geschlossenem Fenster mit laufender Klimaanlage schlafen kann, ich kann das nicht. Aber dann ist die Villa preiswert und ideal, und die Gastgeber kümmern sich sehr liebevoll um ihre Gäste. Evangelia serviert uns noch für je 5 Euro ein tolles Frühstück, mit Kaffee, Toast, Joghurt, Wurst, Käse und Kuchen, dann bringt uns Adonis mit seinem Kleinbus zum Flughafen, nicht ohne nochmal zu erwähnen, dass der Verkehr auf Santorini eine Katastrophe sei, und jeder auf den neuen Hafen wartet. Dafür ist der Flughafen aber neuerdings modernisiert, Fraport hat´s möglich gemacht, nur sind ausreichende Sanitäranlagen im Abflugbereich wohl vergessen worden, aber Hauptsache ist, es sieht modern und schick hier aus. Gehen wir halt zum Pinkeln in den Keller, damit einem entspannten Rückflug nichts im Wege steht.
Acht Inseln in fünf Wochen, für manche ist das sicherlich etwas zu trubelig. Wir jedenfalls haben es genossen und freuen uns jetzt auf Zuhause.