PAROS - NAOUSSA, SEPTEMBER 2011

Im "ΜΟΣΧΟΝΑΣ", Naoussa auf Paros


Eigentlich ist es noch viel zu früh am Abend.
Wir hatten es uns aber in den Kopf gesetzt, wenigstens einmal in unserem Urlaub die SMS verschicken zu können: „Sitzen im Hafen, schauen den Fischern beim Netzeflicken zu - und essen Fisch.“ Und das möglichst nicht zum Mondscheintarif, sondern wenn die untergehende Sonne den Hafen in ein sanftes Licht taucht und die Lokale noch nicht so voll sind.

Der alte Hafen von Naoussa selbst ist immer wieder ein Erlebnis, einer der schönsten Fischerhäfen der Kykladen. Gemütlich ist es hier, vor einer Taverne zu sitzen, die Sonne im Glas funkeln zu sehen und auf den Fisch zu warten, der in der Küche auf dem Grill brutzelt. Das ist kykladisches Urlaubsglück pur.

Die Auswahl des richtigen Restaurants fällt uns jedoch nicht leicht, in unserem Reiseführer wird lediglich das "Barbarossa" erwähnt, das vom neuen Hafen kommend in Nachbarschaft der Nikolauskapelle liegt. Doch das "Barbarossa" hat jetzt Ende September nicht geöffnet. Wir schlendern an den anderen Lokalen vorbei, werfen einen Blick in die ausliegenden Speisekarten, wie zum Beispiel beim größten Restaurant – σιγή ιχθύος - Sigi Ihthios - Stille des Fisches -, lassen uns aber von den Preisen dort eher abschrecken. Auch möchten wir den Sonnenuntergang genießen, und hier auf der Seite ist die Sonne rasch verschwunden.

So wenden wir uns der anderen Hafenseite zu, das „Moschonás“ macht einen noch urigen Eindruck. Wir suchen uns ein sonniges Plätzchen, das Boot des Lokals (früher ein Fischerboot, heute ist es ein Badeboot) schaukelt im Hafenbecken vor unserer Nase, der Blick in die Speisekarte zeigt günstige Preise, da kann man wohl kaum große Portionen erwarten. Wir stellen uns darauf ein, über den Tisch gezogen zu werden. Aber wenigstens ist die Location klasse.

Die Bedienung ist nett, einer der beiden Schwiegersöhne des alten Moschonás Vassiliópoulos. Der sitzt in seinem gestreiften Poloshirt und Baseballcap mit einem Kumpel am Nebentisch und achtet peinlich darauf, dass sein Schwiegersohn den Job gut macht, kobert auch selbst die vorbeischlendernden Touristen ins Lokal, das sich im immer güldener werdenden Abendlicht sichtlich füllt. Der alte Fischer, der seit Generationen hier ansässig ist, hat das Lokal damals in den 1980er Jahren übernommen, als die Touristen immer zahlreicher wurden. Die ganze Familie hatte geholfen, die von Moschonás in der Nacht gefangenen Fische auf dem Bratrost vor dem Lokal zu grillen. Damals hieß das Lokal noch „Limani“, ein Kafenion, das schon seit über hundert Jahren hier existierte.

Heute entscheiden wir uns für gebackene Auberginen und Zucchini, griechischen Salat, gegrillten und gebackenen Fisch.
Die Fischportion für 9,- Euro - mit Patates, da kann man nicht meckern. Wir werfen unsere Zweifel über Bord, genießen das leckere – wenn auch deftige aber reichliche Fischessen, blinzeln in die über Kolymbithres untergehende Sonne, senden unsere SMS und sind glücklich.

RICHIS KYKLADENFIEBER