NAXOS - JUNI 2021

Es ist schon verstörend. Am Himmel über dem Plaka-Strand kreisen Löschhubschrauber. Wir schreiben mittlerweile den 27. Juni 2021, sind fast am Ende unserer vierwöchigen Kykladenreise zu Coronazeiten. Von unserem Balkon blicken wir hinüber nach Paros in Richtung Piso Livadi, wo sich am Mittag eine kleine Rauchwolke entwickelt hat. Irgendjemand wird wohl wieder Gartenabfälle verbrennen, denke ich. Aber der Rauch wird immer stärker. Die Badenden am Strand scheint das nicht zu stören, Chill as usual. Auf den Kykladen hat es im vergangenen Halbjahr kaum geregnet, alles ist knochentrocken. Das Nebeneinander von Katastrophen und Normalität ist schon befremdlich. Ich verfolge die griechischen Nachrichten im Internet, dank Google-Übersetzer kein Problem, das Feuer ist in der Region Kostos ausgebrochen, es kommt bis auf 200 Meter an die Häuser heran, 2 Helicopter und 2 Löschflugzeuge sind im Einsatz. Die Hitze  hier und Windstärken um 6 Beaufort sind wohl eine hochgefährliche Kombination. Die hohen Temperaturen sollen mindestens noch die ganze kommende Woche anhalten.

Gestern erst sind wir mit der Skopelitis von Schinoussa nach Naxos gekommen, der Betrieb in Agios Prokopios,  am Agia Anna- und Maragas-Strand inklusive des Müllaufkommens hat uns schon überrascht, nach der Ruhe auf dem beschaulichen Schinoussa. Aber etwas weiter südlich am Ende des Plaka-Strandes wird es zum Glück deutlich ruhiger. Der Brand scheint am Abend gelöscht zu sein, jedenfalls wabern nur noch Rauchschwaden über die Küste von Paros.

Wir machen am nächsten Tag einen Ausflug nach Naxos Chora, steigen seit langer Zeit mal wieder hoch ins Kastro-Viertel, vorbei an den üblichen Tavernen und Cafés, gehen durch das uralte Eingangstor und verlaufen uns fast in den engen Gassen, mittendrin die alte Katholische Metropolkirche. Vom Terrassencafé "1739" haben wir einen tollen Ausblick über Naxos Stadt und entdecken erst jetzt den Fahrstuhl, der uns bequem hier hinaufbefördert hätte.  

Fotomotive gibt es reichlich, auch die Portara, eines der Wahrzeichen von Naxos, hatten wir lange nicht mehr aufgesucht, immer wieder beliebt. Leider zeigt uns auch von hier der Blick hinüber nach Paros, das der Brand offenbar gestern noch nicht vollständig gelöscht wurde, die Rauchwolken sind wieder deutlich sichtbar.  
Der Brand auf Paros ist in diesem Jahr wohl einer der ersten Brände in Griechenland, bis zum Nachmittag hat die Feuerwehr ihn aber dann doch wohl unter Kontrolle, zum Glück ist dieses Mal kein Mensch und kein Haus zu Schaden gekommen. Weitere weitaus schlimmere werden in diesem Sommer folgen, wie auf Euböa, in Attika in der Nähe von Athen oder auf der Peloponnes-Halbinsel.

Die Abendstimmung an Naxos Stränden hat schon etwas ganz Besonderes, Georgios Apostoli Karamanis vom Dolphin-Grill spielt uns „Ta pedia tou Pirea“,  Selbstdarsteller(innen) kommen auf ihre Kosten, man sitzt am Meer mit den Füßen im warmen Sand, genießt die griechische Küche und manchmal auch das leckere Essen, wundert sich über Batterien von Sonnenliegen, auf die man sich nicht mal für viel Geld tagsüber legen würde (oder handelt es sich doch um Notunterkünfte, die Betten deutlich preiswerter als im Hotel? Man weiß es nicht!), während fast unbemerkt die Sonne über Paros spektakulär untergeht.

Auch morgen ist ein neuer Tag, leider unser Abreisetag, mit der BlueStar nach Santorini, von wo wir den Heimflug antreten werden.
Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

RICHIS KYKLADENFIEBER