Die warme Sommerluft umarmt dich auf der schnellen Fahrt von Iraklia hinüber nach Koufonissi, die Skopelitis tut brav ihren Dienst unter Kapitän Fostieris, und schon bald kommt dir die sanfte Insel entgegen, mit ihrer hügeligen Landschaft, der einsamen Windmühle drunten an der kleinen Werft, der Kuppel der Friedhofskapelle in leuchtendem Blau, so wie es sich auf den Kykladen gehört. Binnen kurzem bist du in deiner Unterkunft, Marina hat euch am Hafen erwartet, bringt euch schnell zur Unterkunft. Der Blick von der Terrasse könnte nicht schöner sein, hinüber nach Kato Koufonissi und Keros, das ganze Dorf liegt dir zu Füßen. Giannis der Wirt erwartet uns, immer lächelnd in seiner blauen Latzhose mit nix drunter und dem knallroten Seeräuberkopftuch, er hat sich nicht verändert, na gut ein bisschen älter geworden sind wir alle. Seine Ouzeria Karnagio macht er diesen Sommer nicht mehr auf, zu viel Arbeit, er scheint es auch nicht mehr nötig zu haben, schade, es war immer sehr stimmungsvoll am Abend. Ein kurzer Gang durch das mittagsschlafende Dorf zeigt nicht viel Neues, es gibt einen neuen Bäcker, der hat aber gar kein Brot, nur „Sweets“ und ein Motorrad, der letzte Esel der Insel ist offenbar aus Plastik, sonst haben wir keinen entdeckt.
Und das Meer: so türkisblau und fast schon kitschig wie immer, das gelb-rote Ruderboot haben sie inzwischen ausgetauscht, das alte war wohl schon kaputtfotografiert, ein Wahrzeichen der Insel und ein Instagramstar mit bestimmt schon 4 K Followern. Der Dorfstrand: gut besucht, es geht auf die griechischen Pfingsttage zu, da ist die Insel nahezu voll, und der Grieche steht bei 33 Grad gerne im Wasser, wenn er nicht schwimmen kann, die leeren Bänke am Rand sind wohl nur als Wegmarkierung für die leidigen Autos gedacht. Ganz motorfrei ist die Insel ja nicht, offensichtlich gibt es jetzt auch Mopeds zu mieten, schade, dennoch, es ist wie ein Traum, an der Küste entlang zu gehen, vorbei an den alten Fischerhäusern, bis hinüber zu Finikas, eine malerische Bucht nach der anderen, bis du selbst im Meer landest und am Horizont die Skopi wie eine Fata Morgana vorbeigleiten siehst.
Am Nachmittag sitzt du schattig in Sofias Café und blinzelst durch die Blüten aufs Meer, wartest darauf, dass die Hitze ein wenig nachlässt, denn auf Amorgos messen sie zur Zeit 40 Grad. Nun, so schlimm ist es hier nicht, und so ziehst du langsam durch das vorabendliche Dorf, wo wieder Leben eingekehrt ist, um bei Kapitän Nikolas, im Aneplora am alten Hafen oder im Neo Remezzo den Tag bei einem guten Fisch zu beschließen. Viel gibt es sonst auf der Insel bei dieser Hitze ja nicht zu tun, das Wandern sollte man lieber lassen, und das meiste ist ja auch schon x-mal durchfotografiert. Dennoch, die Tage werden nicht langweilig, man passt sich einfach dem Rhythmus der Gastgeber hier an, verbringt die Mittagshitze auf der Terrasse und genießt die endlich mal lauen Sommerabende Anfang Juni. Alles sehr entscheunigend. Bis zur Weiterfahrt nach Amorgos, die auch ein paar Tage später hätte sein können...