IRAKLIA, DIE LEERE - JUNI 2024

Ist es Vorfreude, Reisefieber – oder sind doch nur Schmetterlinge im Bauch, dieses Gefühl vorab, den Flieger zu verpassen, und ob alles gut geht? Die Aufregung ist schon immer noch groß. Um es vorweg zu nehmen: Es sind die Farben, die dich umhauen werden, dieses tiefe Blau des Himmels und des Wassers, dieses kräftige Rot der Schiffe, und einfach dieses Gelb der Hafenpoller, fast ein Gesamtkunstwerk. Nach einem langen Jahr der Kykladen-Abstinenz und nach vielen Mutmaßungen, dass die Touristenanzahl in diesem Jahr auf den Inseln wohl ein Rekordhoch erreichen wird, starten wir dennoch frohen Mutes mit dem High Speed 4 Anfang Juni von Piräus nach Naxos, um von dort gleich weiter mit der Skopelitis nach Iraklia überzusetzen. Um ehrlich zu sein, hatten wir im Piräus City Hotel verschlafen, das Smartphon hat einfach nicht geklingelt, und das eine oder andere Bier im Refené am Vorabend nach der Landung tat wohl ein Übriges. So mussten wir halt auf das üppige Hotelfrühstück verzichten, erreichten aber gerade noch rechtzeitig unser Schiff, das fast leer mit uns und ein paar anderen Passagieren pünktlich um 9 ablegte. Zum Glück hatten wir nicht einen der fast zeitgleich fahrenden SeaJets gebucht, die nach Naxos über Mykonos oder weiter nach Santorini gingen, sie schienen sehr voll zu sein, was die kilometerlangen Schlangen auf dem Hafenkai beim Boarding zeigten.
 
Ein kurzer Zwischenstopp auf Paros unterbricht die schnelle Fahrt, bei dem nur ein paar Leutchen zusteigen, und schwups landen wir auf Naxos, wo die Skopelitis bereits an ihrem Stammplatz anliegt. Nur um zu schauen ob es geht, hatten wir die Skopelitis-Tickets online gekauft, was überraschender Weise problemlos ging, mit einer Provision von 2 Euro. Ich erinnere mich noch an Fahrten, wo das Umsteigen vom SeaJet zur Skopelitis zum Wettrennen wurde, da der SeaJet Verspätung hatte, und wir noch schnell Skopi-Tickets im Zas-Büro kaufen mussten – schwitzend in einer Schlange von Kunden vor uns, die wohl alle gerne nach Skopelos oder Kastelorizo wollten…

Nun, etwas gespannt war ich schon, ob es auf der Skopi bereits einen Scanner für E-Tickets gibt, aber das ist für Mitsos Skopelitis und die Crew kein Problem. Das Wetter passt auch, und so gleiten wir geschmeidig an Naxos entlang nach Iraklia, nicht ohne die neue Eingangstür aus Kunststoff zum Saloni zu bewundern – und zu bedauern. Die alte Holztür war doch wohl schöner.

Es kommt schon mal vor, dass niemand von den Vermietern am Anleger steht, wenn eine Fähre anlegt. Das passiert eher selten, und nur dann, wenn diese nicht in den Fährenportalen auftaucht und sowieso niemand auf der Insel weiß, ob sie überhaupt kommt. Aber auch dieses Mal holt uns Petros ab. Und die Begrüßung von Anna ist herzlich: „Morgen kommt Marianne, Brigitte war letzte Woche schon da…“ alles sehr familiär hier.

Dass wir die Touristen auf einer Insel an einer Hand abzählen konnten, das ist lange her. Jedoch jetzt ist es auf Iraklia Anfang Juni plötzlich wieder möglich. Der Mai war wohl für die Wanderer ideal, es waren wohl einige hier, aber nun ist es leer.
Leerer als gedacht jedenfalls. Bei Anna´s Place sind wir die einzigen Gäste, in den Tavernen ist nicht viel los, ein oder zwei Tische sind jeweils besetzt, alles sehr ruhig noch. Was uns wundert – und auch freut.

Selbst in der Livadi-Bucht parkt kein einziges Segelschiff, viele Schattenbäume am Strand sind noch frei. Und das Meer ist schon angenehm warm.

Im Dorf hat sich nicht viel verändert, die Terrasse in der Melissa ist neu restauriert, sehr schön, Petros ist dabei, eine neue Bäckerei zu bauen, da der Bäcker aus Panagia fehlt, ein paar neue Lokale gibt es auch. Ansonsten streifen wir über die Insel, genießen die Wärme und das gute Wetter, beobachten die an- und ablegenden Fähren und entspannen total auf dieser ruhigen Insel.

Bis zur Weiterfahrt mit der Skopelitis nach Koufonissi.

RICHIS KYKLADENFIEBER