IRAKLIA - JUNI 2021

Es ist leer auf Iraklia. Sehr leer. Eher zu leer. Obwohl, man kann sich an die Leere gewöhnen. Wir sind die einzigen Gäste bei Anna, alle Rooms und Studios sind leer, bis auf unseres und das neben uns, wo ein Schwede mit seinen zwei Jungs gerade eingezogen ist. Natürlich direkt  neben uns, wo sonst?

Und auch am Livadi-Strand ist es meistens leer, außer auf dem Wasser, wo die Luxusyachten treiben - von Schinoussa kommend -  und die Yachtbesitzer Jetski und Stand up paddling betreiben, oder sich abends inkl. Sunbeds und Schirmen vom Personal an den Strand treiben lassen, und die Sundowner natürlich auch. Na ja, solange ihre Hunde nicht in den Sand kacken, tun sie aber leider doch.

Wir sind mal wieder hin- und hergerissen zwischen: „Ach, hier könnte ich monatelang bleiben…“ und „zum Glück fahren wir übermorgen, endlich mal was Neues sehen…“.
Man muss bei dieser Leere schon aufpassen, denn es gibt auch ein Zuviel von Allem! Zuviel Sonne, zuviel Wind, zu fettes Essen, zuviel Alkohol, zuviel Pause. Wir wühlen uns durch die alten Urlaubsbilder und sehnen uns zurück nach Urlaubszeiten, zu denen es uns besser ging, suchen die gleichen Ziele wieder auf und sehen auch, dass nicht alles Gold ist was glänzt, und wir unsere Alltagsprobleme auch mit auf Reisen nehmen, auch auf die Kleinen Kykladen.
Dennoch fühlt sich Iraklia an wie vor etlichen Jahren, wir hatten ein Geheimnis, das keiner kannte, völlig leer. Und wo die Segler am Nebentisch raunten: „Wie kommen diese Rucksäckler eigentlich auf so eine Insel? Sind die geschwommen?“  Heute ist es ein Geheimnis, das jeder kennt, zwar noch leer, aber sie werden alle kommen.

Die Villa Glafkos ist leer, nur die Bougainvillea-Blüten haben sich dort niedergelassen, den Platz ergriffen, Melissa ist leer, O Pefkos ist leer, das Syrma ist leer, das neue Restaurant Araklia ist fast leer, das Thymari und das Pera Panta am  Livadi-Strand fast  leer. Und auch das Akathi, aber das hat einen anderen Grund, Nachwuchs wird erwartet.
Aber leer heißt ja nicht, dass man nichts zu Essen bekommt (außer bei Akathi). 

Im Pera Panta ist der Service eher unterirdisch. Pedros´ Sprache verstehe ich ziemlich schlecht, irgendwas zwischen Englisch und nochwas. Ich sag zu ihm, sprich Griechisch, dann verstehen wir uns, aber er reagiert darauf gar nicht, spricht konsequent Grenglisch weiter, weil er weiß, ich bin Tourist, und Touristen sprechen kein Griechisch, sondern nur irgendwas. Jedes griechische Wort von Touristen wird grundsätzlich nicht verstanden. Aber das liegt dann doch wohl an mir. Für ein Glas Wein will er 8 Euro. Ok, das Glas kommt, es ist nur max. 0,15 l. Was denn die ganze Flasche kosten würde? 24 Euro. Hmmm. Mal kurz rechnen. Gut, wir nehmen die Flasche, das Einzelglas geht zurück. Na ja, zum Abend füllt es sich dann doch etwas, nicht nur das Glas. Und einmal mehr die Gelegenheit, um liebe Inselfreunde zu treffen und wenigstens Corona-Test-Informationen auszutauschen.

Es ist die gute Atemluft hier, die wir wie selbstverständlich annehmen, und schnell vergessen, dass wir diese aber zu Hause leider nicht haben…und denken oft an den Komfort in der Heimat, aber die Luft haben wir nicht.

Als Ausschnitt sind die Inseln schon paradiesisch, das Gesamtpaket ist eher die Realität, eine Unterkunft in einem Ferienhaus ohne Nachbarn ist schon etwas anderes als ein Zimmer Backe an Backe in einer Pension, und auch die Überfahrt mit der Skopelitis ist schon etwas Anderes als die Fahrt mit einer großen Fähre…

RICHIS KYKLADENFIEBER