So hatten wir uns das gedacht. So einfach ist es aber nicht. Denn Andros ist groß, die zweitgrößte Kyklade nach Naxos, hat mehr als zwanzig wunderschöne Strände. Je nach Windrichtung (und der ist
auf Andros oft zugegen) sucht man sich einen aus, fährt mit dem Mietauto ein Stündchen, um dann zu erleben, dass der Wind auch vom Rücken her ganz schön heftig wehen kann.
Aber wir hatten Glück, zumindest mit dem Wind. Warmer Südwind war angesagt, hohe Luftfeuchtigkeit bei knapp unter 30 Grad. Für Ende September ist das nicht schlecht.
Doch urplötzlich ertönen jede Menge deutsche Stimmen am sonst einsamen Ateni Strand.
Wandergruppe oder was? Nein! Geologiestudenten aus Mainz, die für ihre Diplomarbeit mal eben eine Bucht vermessen und kartographieren sollen. Wie misst man die Wassertiefe? Badehosenkante
abmessen und dann hinein ins kühle Nass, Zollstock immer parat. Buchtbreite: 87 Schritte. "Meine Schritte haben eine Länge von 85 cm." ruft die eifrige Studentin, die mit großen Schritten den
Strand abschreitet. Hm, dann hätte ich doch lieber jemanden genommen, der eine Schrittlänge von einem Meter hat! Wäre jetzt einfacher zu rechnen. Der Herr Professor nimmt seinen Assistenten zur
Seite und tuschelt:
"Peinlich, hab den Autoschlüssel im Wagen gelassen und zugesperrt, muss mal eben jemand einen Ersatzschlüssel holen."
Die gesamte Gruppe ist tatsächlich mit eigener Mietautokolonne angereist. Also: einer muss zurück ins Quartier. Ca. eine Stunde hin, eine zurück. Glückwunsch! Die Studenten vermessen eifrig
weiter. Und wir machen uns auf und davon.
Doch nochmal alles von Anfang an:
Nur eine Woche Zeit, da heißt es eine Insel zu wählen, die nicht allzu weit von Athen entfernt liegt, schnell zu erreichen ist, und uns nicht viel Zeit für die An- und Abreise verloren geht.
Andros kommt uns da gerade recht, die zweistündige Überfahrt von Rafina aus ist mit der Theologos P. unkompliziert und für die erste Nacht haben wir schon mal eine Unterkunft vorgebucht. Man weiß
ja nie, was die Griechen am Wochenende so treiben und eventuell Andros plötzlich über bevölkern. Denn die Insel ist ein Lieblingswochenendziel der Athener.
Im Hafenort Gavrion wird direkt ein Auto gemietet, und husch ab zum Urlaubsort, der Sprit mit 1,64 Euro nicht gerade billig.
Die Pension Nora-Norita liegt etwas außerhalb von Batsí (ja, ich weiß, in vielen Reiseführern liegt die Betonung auf dem á, also Bátsi, aber das ist offensichtlich nicht richtig) direkt am
kleinen gemütlichen Kolona Strand - nur die Uferstraße liegt dazwischen. Sie ist übrigens durch den gesamten Ort jetzt zur Einbahnstraße geworden - von Richtung Gavrion kommend.
Das vermindert den Verkehr im Ort erheblich und lässt auch uns ruhig schlafen. Die Pension Nora hat den Vorteil des nur von Stromleitungen getrübten Meerblicks und garantierten Sonnenscheins den
ganzen Tag über, sogar schon zum Frühstück - falls sie dann scheint. Das kleinere Haus Norita liegt direkt gegenüber an der Strandseite der Straße. Uns hat es dort gefallen, und so haben wir das
Quartier nicht mehr gewechselt.
Der kurze Fußweg nach Batsí hinein ist angenehm.
Batsí selbst ist ein kleiner ehemaliger Fischerort, vor fünf Jahren waren wir schon einmal hier. Der Ort hat immer noch seinen mediterranen Charme bewahrt, ist jedoch nicht sehr griechisch von
der Anmutung. Genauso könnte er auch irgendwo am Mittelmeer liegen, in Südfrankreich oder Spanien vielleicht. Denn die Architektur ist nicht typisch kykladisch,
das griechische Festland mit seinen roten Ziegeldächern schlägt
hier doch stark durch.
Urig und von guter Qualität ist jedoch die Taverne direkt am Agia Marina Strand, nur 15 Gehminuten von Batsí entfernt.
Ein festes Programm für unsere Urlaubswoche haben wir nicht, aber die Vielzahl der Orte, Strände, Klöster und Wanderwege erhöht schon den Stressfaktor für nur eine Woche Zeit. Also ist Auswahl
angesagt, und wir entscheiden uns zunächst für ein paar Insel-Kloster-Touren. Nicht weit entfernt von Batsí liegt das Nonnenkloster Agías oder Zoodóchou Pigi.
Den Einstieg zum Fußweg dorthin finden wir aufgrund der Beschreibung im MM-Kykladenführer leider nicht, wir tappen mehrmals um den Sportplatz herum und geben auf. Unser "Dieter Graf" liegt leider
faul auf dem Bett, und so nehmen wir dann doch das Auto.
Und wir haben Glück. Denn gerade habe ich meine Kamera ausgepackt, da öffnet sich die Kosterpforte und hoher Besuch mitsamt Gefolge erscheint. Der Abt des Klosters Agios Nikolaos, das wir später
noch besuchen werden, in Begleitung der Bewohnerinnen des Nonnenklosters und eines Diakons erscheint, um sich auf den Heimweg zu machen. Der Abt hatte das Kloster anlässlich des Festes der
Kreuzerhöhung besucht und gegen ein Gruppenfoto offensichtlich nichts einzuwenden.
Ein Besuch des Klosters selbst wird uns aber wegen unserer nicht ordnungsgemäßen Bekleidung nicht gestattet, die nur noch vier hier lebenden Nonnen diskutieren eifrig darüber. So erkunden wir die Landschaft und gehen den Weg fast bis nach Batsí hinunter - und natürlich wieder hoch zum Kloster und Auto.
Also: der Weg beginnt nicht am Sportplatz, sondern an der Betonpiste zu den Panorama-Studios. Dann rechts halten und in gut einer Stunde ist man am Kloster. Ein empfehlenswerter Weg als Einstieg in die Andros-Welt.