So eine Seefahrt die ist lustig. Besonders mit der alten Caldera Vista, die als subventionierte Linie die Route der Aqua-Fähren von SeaJet übernommen hat. Die Fahrt kostet von Naxos nach Amorgos
zwar nur schlappe 10 Euro 70 Cent, dafür muss man aber auf dem Außendeck am Heck jede Menge Dieselruß schlucken, den der alte Pott bei jedem Anlegen in die Luft pustet, wie beim Zwischenhalt auf
Donoussa.
Ansonsten nimmt hier niemand von der Fähre Notiz, außer ein paar unerschütterliche Badegäste am Dorfstrand, die sich durch die Rußwolke aufschrecken lassen. Bürgermeister Christos muss das
Festmachen persönlich erledigen, ist ja sonst keiner da.
Ja, nun schon wieder Amorgos, einfach weil es sich um eine tolle Insel handelt, gut geeignet für Fotospaziergänge, auf denen man immer wieder neue Motive findet, wie zum Beispiel an den Klöstern Chozoviotissa oder beim Fotodotis-Kloster in Chora, dass quasi hinter dem Gymnasium liegt, und das wir immer buchstäblich links liegen gelassen haben. Endlich weiß ich, warum das kleine Kafenion nebenan dessen Namen trägt. Und es ist offenbar das älteste in Betrieb befindliche Café auf Amorgos, basierend auf schriftlichen Texten wie in der Beschreibung des englischen Reisenden James Bent aus dem Jahr 1885.
Tagsüber ist es im Ort hier oben sehr ruhig, wir beobachten von unserem Balkon aus das tägliche Treiben, mit Blick auf das Fotodotis Kafenio, so gegen 10 kommt der Bäckerwagen, dann der Fischverkäufer, und selten auch der Kartoffelmann mit den guten Patates aus Naxos. Vieles muss per Hand zu den Kunden gebracht werden, denn die engen Gassen der Chora lassen Autos nicht zu.
Die Lokale sind noch nicht so gut besucht, was sich aber am Abend schlagartig ändert. Denn dann kommen die Leute von überall her, sogar aus den Dörfern der Umgebung. Mittlerweile hat sich hier ein richtiger kulinarischer Abendtourismus entwickelt.
Unser Brot fürs Frühstück kaufen wir wie immer in Katapola beim Bäcker ein, und ich bin doch etwas erstaunt, als ich dort auf der Theke ein Foto sehe, dass zwei alte Bekannte aus Chora zeigt. Links, das ist Dimitrios, der Wirt vom legendären Kafeneio O Parvas am Ortseingang, er ist ja längst verstorben. Und rechts das ist Dionysos, ein alter Bekannter, den wir schon Anfang der 80er Jahre kennen gelernt hatten und mit dem wir viele Abende verbrachten. Sein Markenzeichen war die schwarze Fischermütze, die er immer trug, er zeigte uns gern das schöne große Haus in Chora wo er wohnte, das mit der alten Ölmühle. Ja, er hatte gerne Gäste. Mit seinem blauen Moped pendelte er als Handwerker immer von Chora nach Katapola. Leider sei er jetzt auch verstorben, im Ausland, wie die Bäckersfrau mir sagte. Πέθανε. Θερμά συλλυπητήρια.
Wir machen einen Streifzug zu den alten Windmühlen, vorbei an dem schändlichen Schrottplatz vor der Pension Elias, der überraschender Weise jetzt fast aufgeräumt ist, ein paar letzte Autos stehen dort noch, allerdings ist auf der anderen Straßenseite plötzlich ein großer Parkplatz entstanden, letztendlich wohl auch, weil die parkenden Autos auf der Straße die Buszufahrt zum Kloster Chozoviotissa immer wieder behindert haben. Zu dieser Zeit ist das Fotolicht bei den Mühlen nicht gerade ideal, aber die location immer wieder faszinierend, zumal eine Mühle inzwischen auch von innen restauriert wurde.
Sehr stimmungsvoll sind für mich die Abende auf Amorgos, sie beginnen zum Beispiel in der Moon Bar in Xilokeratidi zum Sonnenuntergang, und während im Youkali schon jeder Tisch besetzt ist, gehen wir vorbei an der schönen Kirche von Rachidi hinüber nach Katapola, auch beim Preka ist schon einiges los, aber im Akri finden wir immer noch ein Plätzchen, bei guter Hausfrauenkost. Roula in der Küche und Anna im Service schmeißen den Laden perfekt, mit Blick auf die Kaíkia schmeckt der fangfrische Fisch besonders gut.
Und wer alte Steine mag, dem empfehle ich einen Ausflug nach Arkesini,
die Überreste des Agia Triada Pyrgos sind sehr gut erhalten, und es ist erstaunlich, wie passgenau die Felssteine zu einem Mauerwerk verarbeitet wurden, ganz ohne Mörtel. Er ist am Wanderweg Nr.
3 nach Vroutsi gelegen. Der Eintritt ist frei.
Badetechnisch ist und bleibt die Bucht von Ägiali unübertroffen, neben dem großen Strand dort finden wir in der nächsten Bucht den Levrossos Beach, der Parkplatz ist meist überfüllt, ein Fußweg von Ägiali aus führt aber bequem dorthin. Und wer es noch einsamer möchte, der geht halt weiter bis zum kleinen Psili Ammos Strand in die nächste Bucht oder gar weiter bis zum noch kleineren Hochlaka, um dann im Abendlicht an Nikouria vorbei nach Chora zurückzukehren.
Ja, Amorgos ist immer eine Reise wert, auch wenn es uns jetzt zurück nach Naxos zieht.