AMORGOS: AEGIALI, LANGADA, THOLARIA - JUNI 2024

Es ist schon bemerkenswert: Bis in die 1980er Jahre war Aegiali gar kein Dorf, sondern lediglich eine Bucht, in der Fähren wie die Romilda oder Skopelitis  anlegen konnten und ein paar Fischer ihre Boote hatten, und es heißt bis heute noch „Ormos Egialis“ - „Όρμος Αιγιάλης“ . Es handelt sich also um nichts anderes als eine Bucht. Schon allein die Transkription aus dem Griechischen ist schwierig, heißt es nun Egiali, Aigiali, Aegiali oder Ägiali? Egal.
Wo damals in den 1980er Jahren lediglich das Hotel Miké stand und es hinter dem langen Strand das Lakki Village gab, eine Art Schrebergarten mit ein paar Buden, in denen die Jugendlichen ihre Schlafsäcke ausrollen konnten, wurde zum Übernachten sonst fast nichts für die Touristen geboten.
Hier ein Foto von Ulf Björkman aus dem Jahr 1980, der damals genau wie wir den Weg zu Fuß von Chora nach Aegiali auf sich nahm:

Der Anleger war vor allen Dingen für die Dörfer rundherum wichtig: Potamos, Langada und Tholaria, da es noch keine Straßenverbindung nach Chora gab. Die Dörfer waren praktisch von der Welt abgeschnitten. Während Potamos und Tholaria noch im touristischen Tiefschlaf lagen, wohl aber die größten Kirchen der Region besaßen, gab es in Langada schon mit Nikos-Rooms und -Taverne das erste aufblühende Touristen-Pflänzchen. Und so malte ich mir in diesen Jahren aus, dass – wenn ich mich einmal vor der Zivilisation verstecken müsste, ich mich bei Nikos in Langada verkriechen könnte, kein Mensch hätte mich hier aufspüren oder finden können.

Mittlerweile hat sich natürlich alles verändert, Aegiali ist der zweite Touristen-Hotspot auf Amorgos neben Katapola, und mit seinen Unterkünften, Geschäften und urigen Lokalen wie das Kyra Katinas, das Fischlokal Koralli oder das Amorgialos ist sogar ein dörflicher Charakter entstanden. Der Strand ist wohl der wichtigste auf Amorgos, und auch hier treiben die „Sunbeds“ schon seltsame Blüten. Abends gibt es oft Live-Konzerte im Amorgialos, dann ist jeder Platz vorreserviert, die schwimmende Souvlaki-Bude hat viel zu tun.

Dennoch zieht es uns lieber in das höher gelegene Langada. Der Blick vom Balkon hier ist einfach atemberaubend schön, und das Dorf mit seinen Gassen und der typischen Kykladenarchitektur sehr ruhig und gemütlich. Den Sundowner nehmen wir gern im Kafenio Pergalidi am Ende des Loza Platzes, und schlendern die Dorfstraße hinunter bis zu Nikos Taverne, ja die gibt es immer noch, heute mit einem Koch aus Ägypten, die Terrasse ist genauso zugewachsen wie damals, und im Bäckerladen nebendran läuft sogar Deutschland – Ungarn (2:0) im TV, leider bin ich der Einzige, den das interessiert. Auf dem Heimweg schauen wir bei Loudaros vorbei, das uns anlacht und wir am nächsten Abend aufsuchen. Die immer freundliche Wirtin ist seit unserem letzten Besuch Mutter geworden, und so liegt die Bedienung jetzt in der Hand der Männer, allerdings das Tsatziki-Gesicht ist nach wie vor ein Markenzeichen des Lokals.

Tholaria dagegen macht zumindest mittags noch einen recht verschlafenen Eindruck. Das Kali Kardia hat noch keine Gäste, und auch beim Tänzer O Choreftis tut sich nicht viel, die Chefin führt wichtige Telefonate, die frisch gelieferten Zwiebeln müssen noch abgeladen werden. Wir streifen durch die leeren Gassen, gehen hinunter zum Wanderweg Nr.4, der uns nach Langada in einer Stunde und 10 Minuten führen würde, jedoch selbst dafür ist es jetzt viel zu heiß. Ja, Tholaria wäre auch mal einen längeren Aufenthalt wert, ein bisschen fühlt man sich wie auf den Kykladen vor etlichen Jahren, hier scheint die Zeit still zu stehen, fragt sich nur, wie lange noch…

Uns zieht es jetzt weiter, wir fahren von Katapola bei Windstärke 7 zum griechischen Pfingstwochenende nach Naxos.

RICHIS KYKLADENFIEBER