Wie erklärst du jemandem, der dich fragt, wie ein Kykladenurlaub funktioniert, wie ein Kykladenurlaub funktioniert?

 

Also, das ist ganz einfach.
Es geht so:

Zunächst müssen wir einmal die Vorurteile ausräumen, das Urlaub etwas mit Perfektion, Ästhetik, Gesundheit und gleichbleibend gutem Wetter zu tun hat.
Dann müssen wir abklopfen, in wie weit unser Proband die Begriffe Improvisation, Chaos, Fährplanänderungen, Sonnenbrand, karges Frühstück an wackelnden Plastiktischen und wild karierte Bettwäsche akzeptieren würde.

Erst dann können wir langsam an die separate Papierentsorgung im WC denken. Ich würde sie jetzt aber noch nicht erwähnen, sondern eher auf den Vorteil des nicht zu heißen Duschens unter am Körper klebenden Duschvorhängen hinweisen, begleitet von nicht abfließendem Duschwasser, welches die Fußwäsche bedingungslos ersetzt – viel beschrieben aber immer noch aktuell.

 

Dafür beinhalten die oft fadenscheinigen Handtücher den Vorteil der Energieeinsparung, sie trocknen ratz-fatz an der Sonne, eine Sonderzahlung zum CO2 Ausgleich kann entfallen!

Das anschließende Frühstück dient lediglich zur Vernichtung des alten Brotes vom Vorabend, welches ja die bettelnden Katzen unter dem Tavernentisch bereits abgewunken haben. In lauwarmen Nescafé gestippt, ist es doch noch ein Gaumenschmeichler
und schont den Zahn.

Blühende Landschaften, grüne Wälder, saftige Wiesen, auf denen die Schafe und Ziegen weiden, reifes Korn am Wegesrand im Einklang mit farbigen Sonnen- und Mohnblumen, sanfte hügelige Landschaften – all das haben die Kykladen nicht zu bieten.

Satt dessen heißt es: kraxeln durch die karge Landschaft bis das Knie schmerzt. Der Verzicht von übersichtlichen Busfahrplänen und überhaupt Transfer-Informationen zu Land und zu Wasser sichert ein Hochmaß an körperliche Bewegung und Kommunikation!

Denn wie könnte man schneller ins Gespräch kommen als mit dem Satz: „Äh, wisst Ihr vielleicht wo hier…?“
Oder auch auf Griechisch „Pou ine…“ dabei am Ende das „parakaló“ nicht vergessen. Das macht einen guten Eindruck und der Gastgeber erkennt das Interesse an Land und Leuten. Dass die Antwort mangels weiterer Griechischkenntnisse leider nicht wahrgenommen werden kann, verzeiht jeder Grieche gern. Er quittiert es mit einem Redeschwall, aus dem man allerhöchstens noch die Worte „Jermanika? und „Daimler, Stuttgart“ heraushört.

Aber das omnipräsente Internet beschränkt diese Art der Kommunikation mehr und mehr, denn jeder Mülleimer ist beschrieben, jedes Bett, jeder Stuhl. Was sollte man noch fragen?

Nur mit den Fahrplänen kommen wir so nicht weiter. Man kann sich einfach nicht darauf verlassen, als wäre ein giftzwergiger Mehdorn Chef über alle Fähren der Ägäis. Doch das ist er nicht, es sind und bleiben Poseidon und Aeolos - und die Gewerkschaften, die die Entspannung predigen. Denn Streik ist ein gutes Mittel, um griechische Gelassenheit den hochnervösen Touristen beizubringen.

Haben wir uns am Ende des Urlaubs an die sich ständig wechselnden Wind- und Sonnenphasen gewöhnt, den obligatorischen Sonnenbrand endlich im Griff – dank völlig preisüberzogener Sonnencreme - made in Germany – wissen wir endlich die Kykladen und ihre Menschen zu schätzen.

Nützt aber nix. Man muss ja wieder weg. Bis zum nächsten Mal, aber bis dahin hat man schon wieder alles vergessen.
Mist. Alles wieder auf Anfang.

RICHIS KYKLADENFIEBER