In letzter Zeit stelle ich fest, dass einige Urlauber, die früher mal als Backpacker Griechenland bereist haben, sich jetzt wieder – nach längerer Griechenlandpause - auch meinen Lieblingsinseln zuwenden und Interesse daran haben, ob sich Land und Leute wohl in der Zwischenzeit verändert hätten. Soviel wird doch wohl nicht anders geworden sein in der Zwischenzeit, als man lieber Tunesien, Marokko, Kroatien und die Türkei als Ferienziel wählte?
Doch, hat es! Als heute „Gutreisender“ (danke, Janis, für die coole Wortschöpfung) möchte man die ganz einfachen Verhältnisse von damals einfach nicht mehr haben, ein eigenes Bad muss schon sein. Auch hat man sich an den Anblick des neuen Pools in seiner Lieblingsunterkunft gewöhnt, obwohl man ihn natürlich nicht braucht, ebenso wenig wie den aufwendig bewässerten grünen Rasen vor der Anlage. Im Grunde will man das alles ja gar nicht, aber die unverantwortlichen Touristen verlangen es halt! Was soll man da machen?
Man muss jedoch auch mal sehen, wie sich der Tourismus auf den Inseln entwickelte.
Angefangen hat es auf Mykonos, als der Bauer Georgios und die Bäuerin Maria von einigen Hippies gefragt wurden, ob sie nicht in ihrem Ziegenstall übernachten könnten, weil plötzlich das Wetter im Mai so schlecht wurde und die Schlafsäcke am Strand so nass geworden sind. Da hat der Bauer Platz gemacht und bekam für die Übernachtungsmöglichkeit auch noch eine Flasche Wein von den Hippies geschenkt.
Denen gefiel das bei Georgios und Maria so gut, dass sie immer wieder kamen und die Gastfreundschaft der Griechen genossen, die aus Freundlichkeit auch noch eine Ziege schlachteten und kostenlos den Gästen Halbpension boten.
Im Laufe der Zeit hat dann der Georgios seine Ziegen verkauft, die Ställe mit Betten vollgestellt und für die Übernachtung in den einfachen Zimmern Geld bekommen. Dafür hat er sich dann Fleisch und Milch gekauft, und musste die Touristen sogar nicht einmal mehr füttern. Das war natürlich einfacher als die zeitraubende Viehhaltung.
Dennoch war es eine sog. Win-win-Situation. Der Bauer erhielt seine Miete, und hatte gleichzeitig noch die feucht-fröhliche Unterhaltung mit seinen Gästen, die sich langsam aber sicher heimisch fühlten. Und manchmal kam bei denen sogar das Gefühl auf, sie wären gar keine Touristen, sondern gehörten zum Dorf dazu, quasi als Zeit-Einheimische. Und das Ganze für wenig Geld, da ein Kourtaki noch eine DM kostete und die Übernachtung vielleicht drei, wenn man es nicht sogar von den großzügigen Griechen geschenkt bekam. Denn die Griechen waren nicht nur großzügig, sondern auch neugierig, oft wie die Kinder. „Sag mal, was für ein Auto fährst du eigentlich zu Hause und was arbeitest du?“ war damals noch der Beginn der Konversation. „Aha, genau so ein Auto werde ich in zehn Jahren auch fahren, und ich werde einen Bus kaufen, dann hole ich die Touristen damit vom Hafen ab und bringe sie zu meiner Pension…“
Damals haben wir darüber geschmunzelt, heute sitzen wir in dem Bus und fahren mit unserem bekannten Wirt zur Chora hoch und bestaunen den neuen Pool und den grünen Rasen. Aber ich werde mich nicht täuschen lassen, ich gehörte nie dazu und werde nie dazugehören. Auch wenn es den Anschein haben sollte.
Vielleicht war das Interesse aneinander damals nur etwas größer, es hat heute spürbar nachgelassen, das Fieber ist deutlich gesunken. Dennoch bleibt Griechenland für mich ein faszinierendes Reiseland – im Vergleich zu anderen Ländern in Europa gefällt es mir hier sehr gut, auch in Bezug auf die Freundlichkeit seiner Menschen.
Und sicherlich spielt Nostalgie bei der Auswahl der nächsten Inseln auch wieder eine große Rolle.