End of Summertime

 

Der Blick schweift weit über die Hafenbucht, langsam trudeln die letzten Segler ein. Die Badegäste am Ortstrand erheben ihre vom langen Liegen müde gewordenen Knochen, strecken die steifen Arme noch einmal sehnsüchtig der Sonne entgegen, der Opa zeigt seinem Enkel, wie das Kaiki richtig am Anleger festgemacht wird, der Tag neigt sich dem Ende entgegen. Zeit, es sich in der Hafentaverne richtig gemütlich zu machen, den Sundowner im Glas, die milde Abendsonne fest im Blick.

 

 

Die Tische in der Taverne werden mehr und mehr besetzt, eine andächtige Ruhe breitet sich aus, leise Töne schwappen vom Nachbarlokal herüber, ein paar Althippies, die Gitarre spielen. Na ja, solange sie nicht „wir lagen vor Madagaskar“ singen.

 

Das Gitarrenspiel stört nicht wirklich, ist kaum zu hören, wird aber jetzt doch intensiver und vernehmlicher. Und eine weibliche Stimme gibt’s auch dazu. Manche Gitarrenriffs klingen gar nicht so schlecht, die Frau summt etwas dazu, eine kleine Jamsession. Man einigt sich offensichtlich doch auf ein bekanntes Stück, Summertime von George Gershwin.

 

Und die beiden Musiker bringen es wirklich klasse. Eingeflochtene Gitarrensoli, einige Gesangseskapaden. Wirklich toll, passend zur Abendstimmung und dem Sonnenuntergang. Das sind keine Althippies, das sind wirklich gute Musiker.

 

Summertime,

And the livin' is easy

Fish are jumpin'

And the cotton is high

 

Your daddy's rich

And your ma's good lookin'

So hush little baby

Don't you cry

 

Mittlerweile lauscht die gesamte Taverne interessiert den Klängen vom Nachbarlokal, die beiden Künstler haben ihre Welt um sich herum längst vergessen und verlieren sich in ihrer Musik.

Das Stück klingt leise aus, die Tavernengäste beginnen zu applaudieren, es war wirklich sehr stimmungsvoll gespielt und gesungen. Und so schauen die beiden Musiker plötzlich ganz verwundert zu uns herüber, eher peinlich berührt, packen die Gitarre ein, steigen in ein offensichtlich telefonisch vorbestelltes Taxi, winken uns nochmals bei der Abfahrt zu.

 

Ich kann mir nicht helfen, jetzt so aus der Nähe sieht der Gitarrist doch genau aus wie Al Di Meola, und die Sängerin wie Norah Jones...

 


RICHIS KYKLADENFIEBER