Griechenland ist ein ruhiges Urlaubsland. In der Regel.
Bis ich komme. Ich suche die Ruhe und verbringe viel Zeit damit, auch wirklich das ruhigste Zimmer im Dorf zu finden, die ruhigste Badebucht, das ruhigste Restaurant.
Das gelingt mir fast immer. Für eine Weile.
Denn dann ziehe ich ihn an, den Lärm, unweigerlich.
Unverhofft erscheint plötzlich – gerne am Sonntag – auf dem Nachbargrundstück der Bagger, schaufelt mit dem Radlader um die Wette, macht Lärm ohne Ende. Die Baustelle ist eröffnet, wo
gestern noch keine war.
Ich liebe die Ruhe. Wohne gerne zwischen den abgeernteten Feldern, mit Blick auf den Strand. Hier kann nichts stören.
Doch dann: urplötzlich muss der Bauer seinen Acker zur Frühstückszeit mit dem Motorpflug bearbeiten (mit einem dieser tollen Handgeräte, Mopedantrieb ohne Schalldämpfer). Nach dem Frühstück ist
er fertig. Ich auch.
Ab geht´s zum Strand. Aber auch hier. Dringend muss der Strand von dem im Winter angespülten Seegras gereinigt werden.
Nicht per Harke und Schaufel, nein, mit Radlader und LKW. Laut ist beautiful in-greece. Das sind die Nachteile der Vorsaison: überhall wird gehämmert, gesägt, geschliffen und lackiert.
Ich ziehe weiter, der Strand ist groß, meide die nähere Gesellschaft einiger Griechen, die pausenlos quatschen wie ein Radio. Hier hat das Reden an sich noch Qualität. In der Nähe: ein einzelner
Grieche. Da kann nichts schief gehen.
Aber sobald ich mich niedergelassen habe, klingelt sein Handy.
Die Verbindung ist schlecht, das Gespräch ist laut, es dauert Stunden, alle Freunde werden durchtelefoniert. Wäre ja sonst zu langweilig. Mittlerweile kommen auch die anderen Griechen mit ihrem
Beachballspiel direkt vor meine Nase. Ping Pong Ping Pong. Bei mir zu spielen ist doch viel schöner als vor dem eigenen Handtuch, wo keiner zuguckt.
Ab in die Taverne. Kein Mensch zu sehen, alles leer. Endlich Ruhe. Ich setzte mich, bestelle meinen Choriatiki. Das ist das Zeichen: Sofort wird die Stereoanlage aufgedreht, volle Pulle Sirtaki,
wie wir Touristen es lieben. Ein Moped kommt angeknattert, es ist Dimitri, der Sohn des Wirtes, er bringt die Tomaten. Das Moped stellt er direkt vor der Taverne ab, der Motor läuft und
läuft.
Das hat seinen Grund. Aber welchen?
a) Dimitri findet den Knopf zum Ausschalten nicht.
b) Der Sprit ist in Griechenland so billig, dass sich das Abschalten nicht lohnt.
c) Ein laufender Motor vermittelt Vitalität, Dynamik, Lebensfreude!
Sobald ich aufstehe und gehe, ist der Spuk vorbei.
Das Radio wird abgedreht, die Ping Pong Spieler haben keine Lust mehr, die Baustelle ist fertig, das Telefonat beendet. Griechenland ist ruhig. Wo gehe ich als nächstes hin?