Fourni - Juni 2017

Natürlich müsste ich jetzt normalerweise schreiben: In knapp zwei Stunden brachte uns der Katamaran von Lipsi über Patmos und Ikaria/Ag. Kirykos zu den Fournoi Inseln. Ja, Fournoi ist m. pl., und bedeutet „Backöfen“, denn es gibt auch hier mehrere Inselchen, die die Gemeinde Fourni Korseon bilden, die zu Ikaria gehört. Ich schreib es aber explizit nicht.
Viel mehr beschäftigt mich die Frage: warum jetzt ausgerechnet Fourni und nicht Patmos, Leros oder…? Wenn ich es mir recht überlege, dann ist die Inselwahl bei mir von mehreren Faktoren abhängig.

Der wichtigste ist wohl:
Die Empfehlung von Freunden, deren Inselgeschmack ich teile. Dennoch kann es dabei zu nicht unerheblichen Fehleinschätzungen kommen. Die weiteren Faktoren sind:
Die Größe einer Insel. Sie sollte nicht zu groß sein, keinen Flughafen besitzen (außer Astypalea ;-) und ein Mietauto sollte auch obsolet sein.
Die Qualität der Unterkunft ist wichtig. Der weite Blick vom Balkon oder der Terrasse über die Bucht, den Ort und das Meer, bequeme Betten, eine kleine Küchenzeile fürs Frühstück, ruhige Nachbarn und nette Vermieter.
Ein schönes, möglichst ursprünglich griechisches Dorf sollte vorhanden sein, die Möglichkeit, im Sonnenuntergang seinen Sundowner zu schlürfen, um anschließend in einer netten Taverne oder einem Restaurant den Abend bei guter Küche lecker zu beschließen. Wichtig ist es, sich einzuleben, das Leben vor Ort zu beobachten, zu fühlen, wie die Menschen hier leben, was sie antreibt. Und das geht vorzüglich, wenn man z.B. immer wieder dieselbe Taverne besucht, in den selben Läden einkaufen geht. Ja, und dadurch letztlich auch selbst dort wahrgenommen wird.   
Eine Landschaft müsste schon auch da sein. Was gibt es Schöneres, als „me ta podia“ in die Natur zu stapfen? Möglichst am Meer entlang mit Blick auf die Berge und den Himmel, ohne dass der Autoverkehr einem in die Quere kommt.
Und letztlich ein paar schöne Strände, am liebsten aus feinem weißen Sand mit türkisfarbenem Meer. Natürlich möglichst einsam und naturbelassen. Nun, viele dieser Faktoren stimmten mit Fourni überein. Also erübrigt sich die Frage des „warum“. Aber um ehrlich zu sein: eine Insel, die alle meine Kriterien perfekt erfüllt, habe ich bis heute noch nicht gefunden. Daher bin ich noch auf der Suche. Für Tipps wäre ich jederzeit dankbar. Trotzdem: Fourni gefällt uns. Unsere Unterkunft in der Kambi Bucht bietet den gewünschten Balkon mit Weitblick, wir sind fast die einzigen Gäste, ein geräumiges Apartment ganz weit oben, sehr preiswert. Jedoch lässt uns die lärmende Wasserpumpe auf dem Dach in der ersten Nacht kein Auge zutun. Alle fünfzehn Sekunden springt sie an, läuft laut los. Für 2 Minuten. Dann wieder fünfzehn Sekunden Pause.

Zum Glück habe ich die Handynummer unseres Vermieters, den ich am nächsten Morgen erreiche und der das Problem sofort erkennt. Innerhalb von einer halben Stunde steht er mit einer nagelneuen Wasserpumpe vor uns: „Yes, I know. I will fix it in 30 minutes.“ Mit anderen Worten: das Problem war längst bekannt, wahrscheinlich schon seit letztem Jahr. Es musste bloß erst jemand kommen, der sich beschwert. Warum früher loslegen? Echt griechisch eben! Ein kleiner Spaziergang über den Hügel bringt uns in fünfzehn Minuten hinunter in den malerischen Hauptort mit seiner begrünten schnurgeraden Hauptgasse. Das Dorf macht einen aufgeräumten Eindruck, die Gassen schachbrettartig angelegt, ist aber ein wenig verschlafen, nicht viel los, Mittwoch nachmittags sind alle Läden geschlossen. Zwei Bäcker, ein paar Minimärkte, Kramläden und ein paar Cafés oder kleine Restaurants, ach ja, und ein stylischer Friseur. Und der Dorfplatz mit dem alten Sarkophak. Das war´s.

An der Hafenfront laden zahlreiche Lokale zum Sundowner ein, sehr zu empfehlen das „To Archontiko tis Kyra Kokonas“, wo es auch sehr leckeren Kuchen gibt. Und zum Essen sind die Platzhirschen die beiden großen Fischtavernen O Miltos und O Nikos mit Blick auf die Bötchen im Hafen. Wir entscheiden uns für Nikos und Tzeni (Jenny), eine Taverne im urgriechischen Stil. Hier steht der Beikoch noch am Grill und die Mama in der Küche.

Leider bietet die Küche außer Fisch, der meines Erachtens sehr teuer ist, nur Speisen in altgriechischer Tradition, ich meine so aus den siebziger Jahren, vom Grill oder echt fettig aus der Küche, in die man von Tzeni jeden Tag freundlich hineingebeten wird.
Aber wir lieben ja die Tradition und müssen da durch. Die Herzlichkeit der Gastgeber ist uns wichtiger, und so kommen wir all die Urlaubstage auf Fourni von Tzeni und Nikos nicht los. Mit einer täglichen Portion Fava, die jeden Tag frisch zubereitet wird, gratis zum Abendessen. Und jeder Menge Kalorien. Was wir auch nicht unerwähnt lassen, und was man den Wirtsleuten natürlich auch ansieht. Und so wünscht sich Tzeni von uns zum Abschied: „nehmt von mir doch noch fünf Kilogramm mit, ihr könnt es doch gebrauchen.“ Wir lehnen dankend ab.

Aber die Abendstimmung ist unbeschreiblich.

Also eigentlich stimmt hier auf Fourni fast alles, das nette Dorf, die tolle Aussicht vom Balkon, die griechische Atmosphäre. Um auch die letzten Restfaktoren zu erkunden, begeben wir uns die Stufen hinunter in unsere Kambi Bucht zum Strand. Eine urige Strandtaverne hat leider noch nicht geöffnet, hier hatten wir – von Freunden empfohlen – schon hohe Erwartungen. Auch die Fischtaverne „O Giorgos“ etwas vom Strand entfernt ist noch geschlossen. Lediglich eine Beachbar mit Strandliegenverleih und Beschallung hat geöffnet.

Der Strand ist nett, sandig, gut bebadbar. Jetzt nicht der Hammer, aber gut. Als Alternative testen wir noch – da wir den Dorfstrand etwas zu öffentlich finden – den am anderen Ende des Dorfes liegenden „Psili Ammos“. Der Weg dorthin führt uns an der kleinen Werft vorbei, weiter am Meer entlang und gibt uns den schönen Blick auf die gegenüber liegende kleine bewohnte Insel Thymena  frei, und davor die kleine unbewohnte Insel Kisiria, die ja zum Archipel gehören.

So kommen auch wir Badefans auf unsere Kosten. Und Fourni soll ja auch noch schöne andere Strände haben, aber für diese fehlt uns jetzt leider die Zeit. Wir treten unseren Rückweg an, vorbei an der kleinen Werft am Hafen.

Ach ja, etwas habe ich noch vergessen zu erwähnen: das Wetter.
Natürlich muss es im Urlaub schon warm und sonnig sein, aber nicht zu heiß. Hier war nun Fourni dieses Jahr Anfang Juni nicht ganz perfekt, am 7. Juni zeigte uns das Thermometer morgens im Schatten schon 28 Grad, was uns vermuten ließ, dass die heißen Temperaturen zur Namensgebung der Insel beigetragen haben (Fournoi = Öfen), was aber andererseits durch einen ziemlich kühlen Regentag am darauf folgenden 8. Juni schnell widerlegt wurde.

Wie dem auch sei, nach Regen scheint Sonne, und so machten wir uns nach vier Nächten und drei Tagen auf den kurzen Weg zu unserem nächsten Ziel, nicht ohne mit Wegzehrung von Nikos versehen worden zu sein. Ich denke, für weitere Wanderungen und Erkundigungen werden wir gerne wiederkommen.

RICHIS KYKLADENFIEBER