Schon viel hatten wir über die weiten weißen Strände von Kos gehört, auch kennen wir das Fotomotiv mit der Nikolaos Kapelle auf der kleinen Insel, die den Hintergrund der Säulenreste der
Basilika Agios Stefanos am gleichnamigen Beach bildet, möglichst noch im Sonnenuntergang.
Zwei Tage hatten wir jetzt noch Zeit, von Tilos kommend, bis uns der Flieger am Abend zurück nach Hause bringen sollte. Kos Stadt hatten wir ja schon kurz bei unserer Ankunft kennen gelernt,
daher schien es uns entspannter, direkt in Kefalos eine Unterkunft zu nehmen, um noch ein wenig Sandstrandatmosphäre schnuppern zu können, denn die meisten Strände auf unserer Reise waren doch
eher kieselig gewesen.
Ich denke es war eine ganz gute Idee, schon vorab einen Mietwagen per E-Mail bei Autoway zu buchen, einem lokalen Anbieter, der sein Büro direkt am Flughafen von Kos hat, wo wir zum Abflug
das Auto wieder abgeben konnten, und der uns das Fahrzeug bei der Ankunft direkt an den Hafen von Kos lieferte. Perfekt! So sparen wir uns das leidige Suchen in Kos Stadt, denn direkt am Anleger
ist offenbar kein Autovermieter zu finden, und ein Taxitransfer bis nach Kefalos geht bestimmt ins Geld.
Überrascht bin ich schon, als wir durch die Stadt in Richtung Flughafen und weiter nach Kefalos fahren, wie viele Touristen im Vergleich zu unserer Ankunft vor gut drei Wochen die Stadt und den
Hafen jetzt bevölkern, und so langsam dämmert es mir, für wen die Armada von Ausflugsbooten dort festgemacht hat.
So zuckeln wir in unserm Hyundai hinter der Kos-Bimmelbahn her bis ans Ende der City, um nach einem Stündchen Fahrt über die flache Insel nach Kefalos zu gelangen. Hier hatte ich ein Studio bei
den Villa Bel Passo Apartments gebucht. Blöderweise gibt es außer der Adresse „Villa Bel Passo, Kefalos“ keine weiteren Details, und mir war von der Landkarte her nicht ganz klar, dass der Ort
Kefalos, der erhöht auf dem Berg liegt, rein gar nichts mit dem davor gelagerten Strand zu tun hat. Um es kurz zu machen, wir fahren hoch in den Ort, erkundigen uns bei Hans und Franz – oder
besser gesagt bei Ioanni und Panajoti, um endlich wieder unten in der Streusiedlung ganz in der Nähe der Kefalos Studios unsere Unterkunft zu finden, an der wir schon dreimal vorbeigefahren sind.
Die acht Studios sind sehr geräumig und erstaunlich preiswert, inkl. Frühstück, Begrüßungskorb und zwei Glas Sekt. Eine gute Wahl, denn das Haus ist sehr ruhig gelegen, und in fünf Minuten
erreichen wir nach überqueren der Ko-Kefalou Durchgangsstraße die Strandmeile mit etlichen Cafés und Restaurants.
Sehr idyllisch mutet das Ganze hier nicht an, erinnert mich eher an eine Westernstadt, mit vielen Buden entlang der Straße und auch am Meer. Einen kleinen Supermarkt gibt es auch, fehlt nur noch der typische Saloon mit den Pferden vor der Tür, aber es gibt ja Quads. Die schönen Sandstrände sollen ja ganz in der Nähe sein, und irgendwie wundert mich der Name unserer Pension dann auch nicht mehr. Wir machen noch einen kleinen Abstecher nach Agios Stefanos, um das berühmte Postkartenmotiv einzufangen, antike Sehenswürdigkeiten am Badestrand, nicht geschützt oder separiert, aber immerhin kann man rudimentär die Grundrisse der früheren Basilika noch erkennen.
In einem der Strandrestaurants beginnen wir den Abend gemütlich bei einem Sundowner, um bei einem nicht ganz so leckeren Abendessen langsam die Nikolaos Kapelle auf der kleinen Felseninsel in der Dämmerung schwinden zu sehen.
Maria verwöhnt uns am nächsten Morgen mit reichhaltigem Frühstück, Kuchen, Bohnen mit Speck, Würstchen, Spiegeleiern und allerlei Cornflake-Gedöns, was wir aber alles nicht zu uns nehmen. Wir
sehen schon, die Touristenschar ist hier wohl eher britisch geprägt, uns fehlt ein wenig der Käse und das Brot, welches nur als labberiger Toast daherkommt. Nun gut, das nächste Frühstück
stricken wir uns in unserer gut ausgestatteten Küche selbst, was Maria gar nicht witzig findet und fast schon beleidigt ist.
Bevor es an die Strände geht, inspizieren wir noch den Ort Kefalos oben auf dem Berg. Auch hier sieht es eher aus wie im Wilden Westen, aber wir haben von der Burgruine aus einen wunderbaren
Blick über die ganze Bucht.
Und nicht alles was wir sehen gehört auch zu Kefalos, die Bucht teilt sich auf in die Ortsteile Kamari, mit dem kleinen Anleger für Boote nach Nisyros und der Fischtaverne Faros (empfehlenswert), dann grenzt nach Norden der Kefalos Beach mit den Apartmenthäusern im Hinterland an, weiter im Nordosten geht er in Onia über, bis zum Ortsteil Kampos und der vorgelagerten Kastri Insel, auf der die Nikolaoskapelle liegt.
Hinter dem Kap reiht sich dann ein Sandstrand an den anderen, vom Camel Beach über Paradise Beach, Magic Beach und weiter bis zu der Hotelanlage Blue Lagoon Village an ihrer eigenen Bucht. Hier beginnt dann wirklich der Massentourismus.
Die Strände sind schon voll ausgestattet, mit Liegen und Sonnenschirmen bewirtschaftet, uns hat der naturbelassene Magic Beach mit seinem Nudistenbereich Exotic Beach am besten gefallen, wobei hier an vielen Stellen die Badefreude durch Felsplatten im Sand und im Wasser getrübt wird, man muss sich halt eine schöne sandige Stelle suchen, dann kommt fast Naxos-Plaka-Feeling auf. Ja, Kos ist schon in erster Linie eine Badeinsel.
Wir starten am nächsten Tag noch einen weiteren Ausflug, an der Großen Mühle vorbei nach Limnionas an die Nordküste, und zur Westspitze der Kefalos Halbinsel durch das Naturschutzgebiet.
Hier herrscht Ruhe pur, selbst die Ziegen zeigen sich von uns unbeeindruckt. Einige offenbar neuere Kapellen säumen den Weg bis zum Agios Theologos Beach mit gleichnamiger Taverne. Aber auch dort
scheint die Speisekarte ganz auf Touristen ausgerichtet zu sein. Nur die See ist hier an der Westküste schon etwas rauer.
Zurück geht die Fahrt am Agios Ioannis Thymianos Kloster vorbei, mit nochmal wunderbarem Blick über den Südteil von Kos.
Ein letzter Mittagsimbiss in der Faros Taverne, und schon ist es Zeit für unseren abendlichen Heimflug.
Das Auto ist schnell beim Vermieter am Flughafen abgegeben, hat alles super geklappt. Nur leider scheint der Flughafen zur Zeit völlig überlastet zu sein. Ein Blick auf die Abflugtafel zeigt uns,
dass fast gleichzeitig Maschinen nach Frankfurt, Bremen, Düsseldorf, Birmingham, Thessaloniki und etwas später zwei Maschinen nach Amsterdam abgehen. Das wird eng. Vergeblich versuchen ein paar
Mitarbeiter, die neuerdings wohl unter Fraport-Leitung agieren, die Warteschlangen schon außen vor dem Flughafen im Zaum zu halten, was aber nur bedingt gelingt. Einige ganz Schlaue schummeln
sich einfach im Inneren an den Wartenden vorbei, der Check-in Bereich ist überfüllt. Aber auch mit der Bordkarte in der Hand geht es nicht weiter. Jeder Passagier muss nun durch die einzige
Sicherheitsschleuse mit seinem Koffer und dem Handgepäck hindurch, das dauert. Unglücklicherweise herrscht zur Zeit auch noch eine Unwetterwarnung (22.06.17) für Amsterdam und Norddeutschland, so
dass die Maschinen in Kos am Boden bleiben müssen. Immer mehr Menschen drängen sich in die kleine Abflughalle vor den wenigen Gates und dem Duty-Free-Shop, zum Schluss drängen noch die Passagiere
nach Amsterdam dazu.
Unser Boarding wird abgebrochen, alles zurück, marsch, marsch. Die Flugkapitänin persönlich steht am Gate und erklärt die Situation, ohne Lautsprecherdurchsage ein mühseliges Unterfangen, sie
will das Boarding um ca. eine Stunde verschieben. Viele bekommen die Infos nicht mit, das Chaos ist perfekt. Zu diesem Zeitpunkt beschließe ich still und heimlich, das Kos nicht noch einmal mein
Urlaubsflughafen werden wird. Nicht ganz pünktlich landen wir trotz Nachtflugverbot weit nach Mitternacht in Düsseldorf.
Unser Fazit: hinter uns liegt eine tolle Reise zu den Inseln des Dodekanes und der Nördlichen Ägäis. Mit vielen Begegnungen, neuen Eindrücken, interessanten Erfahrungen und einigen
Überraschungen.