Piräus - Sept. 2019

Es sind die Herbststürme, da steckst du nicht drin, oder doch, wie wir, die wir gerade in Piräus angekommen sind und jetzt festsitzen, weil wegen des Sturms kein Schiff mehr geht. Nicht heute, nicht morgen, übermorgen vielleicht. Nur noch die Phivos nach Ägina oder die Apollon Hellas bis Poros im Saronischen Golf, aber sonst nichts.

Und so sitzen wir mit etlichen hundert weiteren Menschen, die auf die Inseln wollen, in Piräus fest, denn es ist Mitte September und durchaus noch Hochsaison, die Hotels sind ausgebucht, eine Verlängerungsnacht ist in unserer Unterkunft nicht zu bekommen. Dabei hatte ich zum allerersten Mal Seajet Tickets nach Sifnos vorgebucht, schon bezahlt, weil ja beim letzten Mal das Speedboot ausgebucht war, und jetzt bleibe ich auf den Tickets sitzen.
Nun, ich muss sagen eigentlich haben wir ja in all den Jahren Glück gehabt, nur einmal wegen eines Sturms auf Antiparos sieben Tage festgesessen oder einen Flug verpasst wegen eines Seeleutestreiks.
Wenn sonst alles so glatt läuft, dann wird man schon mal ein wenig nervös, die ganze Planung ist dahin, Umbuchen ist angesagt, und das schon zu Beginn der Reise. Da hilft auch kein guter Ratschlag von Freunden, sich einfach treiben zu lassen. Nun, die heutigen Möglichkeiten machen es einem doch etwas leichter. Also schnell mal ein Verlängerungshotel im Internetportal rausgesucht, die Auswahl ist in dieser Situation sehr überschaubar für Piräus, fast alles ausgebucht. Aber wir haben Glück, für 46,- die Nacht loggen wir uns für die nächsten 2 Nächte in einem kleinen Hotel in Piräus ein, fußläufig zu den Fähren. Der Unterkunft in Sifnos teilen wir noch mit, dass wir auf jeden Fall später eintreffen werden Mit diesem Notfallplan lebt es sich schon mal etwas relaxter, wir bummeln durch die Gassen der Hafenstadt und suchen uns ein nettes Lokal. Und siehe da, auch Piräus hat seine schönen Seiten, das „All weather – Pantos Kairoy“ passt vom Namen nach schon mal zu unserer Situation, ist sehr gemütlich, preiswert, der Wirt Vangelis freundlich und die Speisen schmackhaft.

Am nächsten Vormittag, nachdem wir in unserem Zweithotel in einer ruhigen Nebenstraße nahe des Hafens eingecheckt haben (und sehr preiswert!), bummeln wir durch Piräus und besuchen die Markthalle, es ist schon etwas später geworden, und viele Stände sind schon leergeräumt, es ist längst nicht so viel los und nicht so fotogen wir die Markthallen von Athen in der Athinas Straße. Mit der Elektrischen No 1 geht es dann nach Athen.

Es ist Samstag, die Ermou und der Monastiraki Platz lebhaft, eine gute Gelegenheit, einmal die Pita vom berühmten Gyrosgriller Bairaktaris auf der Hand zu probieren, für 3,50 nicht gerade billig, und vom Geschmack auch nicht so gut wie ihr Ruf, finde ich. Da ist mir die Idee doch sympathischer, am Nachmittag das Stavros Niarchos Kulturcenter aufzusuchen, an dem wir schon so oft auf dem Weg vom Flughafen nach Piräus vorbeigefahren sind. Doch dieses Mal ist wirklich der Wurm drin: Der Shuttlebus, der uns vom Syntagma Platz dorthin fahren soll, geht nicht. Der ganze Syntagma ist wegen einer geplanten Demo abgesperrt, verkehrsfreie Zone, auch hier geht nichts mehr. Und der Nationalgarten ist wegen des starken Windes geschlossen. Mist. Na ja, vielleicht haben wir ja noch vor unserem Rückflug die Gelegenheit, das Kulturcenter zu besuchen, mal sehen.

So langsam steigt dann doch die Unruhe, ob morgen nicht doch noch eine Fähre nach Sifnos geht, wir suchen das Seajet Büro an der Ecke Astiggos und Akti Tzelepi Straße auf, das im Gegensatz zu den Kiosken am Gate 9 den ganzen Tag geöffnet hat, um wenigstens unser Ticket gegen eins für morgen Nachmittag einzutauschen, was problemlos gelingt, und man versichert uns, dass wir auch die Möglichkeit hätten, es zurückzugeben und den Kaufbetrag erstattet zu bekommen. Aber wir vertrauen erst einmal darauf, dass morgen um fünfzehn Uhr der Sifnos Jet geht, der allerdings von Ios kommen soll. Alternative für uns wäre dann noch der Speedrunner um Zwölf. Schaun mer mal.
Die Fähren liegen jedenfalls immer noch festgemacht im Hafen, und wir versuchen, unseren zweiten Abend hier nett zu gestalten. Ein kleiner Gang zur Marina Zeas zeigt uns, dass es einigen Griechen doch sehr gut gehen muss, die Yachtendichte ist enorm. Unser Luxus ist da bescheidener und wir begnügen uns mit Choriatiki und Mousakas.

Etwas unruhig sehe ich am nächsten Morgen auf Marinetraffic, dass der Seajet2 und der Sifnos Jet immer noch bei Windstärke 7 seelenruhig festliegen, während die BlueStar Fähren schon vergnüglich unterwegs sind, und auch der Speedrunner gestern Abend noch in Piräus eingetroffen ist. Daher gehe ich nach einem kargen Hotelfrühstück dann doch schnell ins Speedrunner Büro, wo man mir versichert, dass dieser heute um 12 Uhr pünktlich ablegt. Also, Speedrunner Tickets gekauft, Seajets Tickets im anderen zurückgegeben, was dann doch nur widerwillig angenommen wurde, Sachen gepackt, im Hotel ausgecheckt und pünktlich um 12 Piräus im voll besetztem Speedrunner III verlassen. Sifnos, wir kommen!


RICHIS KYKLADENFIEBER