Der Lykabettus-Hügel – oder eigentlich Lykavittós – ist mit seinen 277 Metern die höchste Erhebung Athens und daher einer der beliebtesten Aussichtspunkte der Stadt. Von hier aus hat man einen
herrlichen Blick über die Metropole Griechenlands, auf die Akropolis mit dem Parthenon Tempel und weiter über das weiße Häusermeer bis zum Hafen von Piräus.
Aber bevor wir den Gipfel erklimmen beginnt unser Rundgang durch Athen wie so oft im Plaka-Viertel, nachdem wir bei unserer Ankunft mit der BlueStar in Piräus ganz professionell von der Coast
Guard einem Taxi zugewiesen wurden, das uns ganz ohne Gerangel und Beschiss zum Monastiraki gebracht hat.
Die Marmorböden der Adrianou ab der Flessa-Straße laden so richtig zum Schlurfen über die glatten Steine ein, sie glänzen in der Nachmittagssonne, Souvenirs und Mitbringsel gibt es an jeder Ecke, den Touristen schmeckt schon der Gyrosteller, es ist halt immer noch der einzige Weg zum Brettos Ouzo (eigentlich Vrettos), den es dieses Jahr sogar in Rot gibt.
Weiter geht es über die Ermou – mit extrem hoher Frauendichte – am Syntagma-Platz mit dem Parlamentsgebäude vorbei, dann rechts in die große Leof. Vasilissis Sofias Straße, nach dem Benaki Museum links hinein in das Kolonaki Viertel, wo auch in der Tsakalof Fußgängerzone selbst die allerletzten Reste der Krise nicht mehr auffindbar sind.
Die Cafés sind gut besucht, die Auslagen der Nobelgeschäfte reichlich, aber wir haben ja höheres vor und suchen den Eingang zum Teleferik, der Standseilbahn, die wir auch auf Nachfragen bei der ortskundigen Bevölkerung leider nicht finden. Den Hinweis: „Geradeaus, dann kommt ein Treppenweg, und am Ende des Treppenweges ist die Station“ können wir leider nicht richtig deuten, Treppenwege gibt es hier sehr viele, wir nehmen den ersten besten und denken: „Rauf geht´s immer, runter nimmer.“
Das stimmt auch, aber der Weg wird immer länger und länger, die Stufen immer mehr und mehr, und so kühl ist die Witterung am jetzt schon frühen Abend dann doch noch nicht. Beruhigt sind wir, als wir die ersten Leidensgenossen den Berg hochstapfen sehen, und zwischen den ersten Blütenständen der Agaven erschließt sich bald ein atemberaubendes Panorama.
Wo ein anderer Willi ist, ist auch ein Weg, und so ist der Gipfel doch rascher erreicht als gedacht. Nur, wo kommen hier oben all die Leute her? Haben die tatsächlich die Talstation gefunden? Egal.
An der Agios Georgios Kirche ist die Sicht besonders gut, weit über die Stadt, mit Blick auf die Akropolis, und zur anderen Seite über das Lykavittos Freilichttheater bis zu den Bergen Attikas.
Eigentlich hatten wir uns auf ein schönes Abendessen im Gipfelrestaurant Orizontes bei Sonnenuntergang gefreut, aber wir hatten nicht reserviert und es ist leider ausgebucht.
Das daneben liegende Bistro lacht uns nicht so an, und so suchen wir bald den
wiederum etwas versteckten Eingang zur Standseilbahn Teleferik, die jede halbe Stunde den Weg nach unten hoffentlich findet.
Versüßt wird die Fahrt durch eine fast schon psychodelische Lightshow.
Unten angekommen können wir endlich das Geheimnis der Lage lüften: die recht unscheinbare Station liegt an der Ecke Aristippou und Plutarchou-Straße, aber auch von dort sind es noch etliche Treppenstufen hinab.
Und so nehmen wir von der Station aus lieber ein Taxi, das uns zurück zum Monastiraki-Patz bringen soll. Aber da haben wir wohl die Rechnung ohne den Taxifahrer gemacht, denn die Stadt ist zu, ein Stau gleicht dem anderen, der Fahrer versucht tapfer alle verstopften Straßen zu umgehen, am Syntagma findet eine Demonstration statt, die Fahrt wird länger und länger und am Ende landen wir vor einer Absperrung kurz vor dem Omonia-Platz. Hier gibt er endgültig auf, ich erwarte schon eine schlimme Rechnung, bin aber dann doch über die Summe von 3,50 Euro erstaunt. Na, da lass ich mal 5 gerade sein und wir schlendern die Athinas hinab, vorbei am jetzt leergefegten Großmarkt von Athen, nur ein paar Straßenhändler sind noch da, so leer und trostlos habe ich die Hallen noch nie gesehen.
Am Monastiraki aber erwartet uns wieder das pralle Leben: „Crisis, what crisis?“ von wo wir uns dann doch lieber ins ruhigere Café Metropol zurückziehen, bis uns die allabendliche Straßenreining quasi rauskärchert.
Kalinichta Athina.